GPS Geotagging – das ist ein Begriff, der vor einigen Jahren gar nicht gebräuchlich war, aber durch die Vielzahl der angebotenen Systeme und Geräte immer mehr angewandt wird. Was geschieht dabei? Durch die vielen, die Erde umkreisenden Satelliten ist es möglich, eine recht genaue Position auf der Erde zu bestimmen, die Position, an der eine Aufnahme entsteht oder die Position, an der man sich befindet.
Wenn man dann entweder in bestimmten Zeit- oder Wegabständen immer wieder die momentane Position speichern kann, so kommt man am Ende zu einer Route, also der Wiedergabe des gesamten Wegs während eines Aufzeichnungsvorgangs. Für einen Photographen, die an vielen unterschiedlichen Orten relativ ähnlich Motive vorfindet, eine herrliche Erfindung.Ich denke als Beispiel an meine Reise in die Canyonlands in 2001 – da habe ich Hunderte von Aufnahmen in den verschiedensten Canyons und von vielen Formationen gemacht und mir dann zu Hause den Kopf zerbrochen, wo wohl die eine oder andere Aufnahme entstanden ist – wenn ich damals schon Geotagging gehabt hätte, so wäre das ziemlich einfach gewesen, Aufnahmen bestimmten Orten zuzuweisen.
Funktioniert das nur für digitale Aufnahmesysteme – im Prinzip "jein". Digitale Spiegelreflexkameras, meistens die der etwas teureren Klasse haben einen Anschluss für externe Systeme, an denen man entweder ein für die Kamera hergestelltes System oder ein Fremdsystem anhängen kann. Dann wird entweder mit dem in diesem System eingebauten GPS Empfänger oder über einen externen Empfänger die Ortsposition bestimmt und den digitalen Daten hinzugefügt. Damit ist der Ort eindeutig bestimmbar. Wenn ich aber klassisch analog photographiere, dann habe ich keine digitale Bilddatenaufzeichnung, die einer Aufnahme zugeordnet sind und die vorhandenen Datenrückwände sind fast nie für die Aufzeichnung von Ortskoordinaten geeignet. Ich kann aber meine Route mit einem GPS Logger aufzeichnen und wenn ich dann die Aufnahmen betrachte, an Hand der Zeit-Ortskoordinaten die Aufnahmen zuordnen – etwas komplizierter, aber durchaus machbar.
Nikon GP-1
Da ich sehr viel mit Nikon Kameras arbeite, hat mich das Nikon eigene System, das GP-1, begonnen zu interessieren. Dieses kleine System ist alles in allem – GPS Empfänger und Datenlogger für viele digitalen Nikon Kameras. Das GP-1 wird auf der Kamera am Blitzschuh angesteckt und über ein Verbindungskabel mit dem Multipoleingang der DSLR verbunden. Wenn man blitzen will, so kann man auch das GP-1 am Kamerariemen anhängen, dann besteht aber die Gefahr (auf die auch im Manual hingewiesen wird), dass die GPS Daten durch die unrichtige Orientierung der eingebauten Antenne nicht korrekt aufgezeichnet werden. Eine all-in-one Lösung, die recht praktisch ist, aber mich stört das Kabel und ich kann es nur mit einer DSLR verwenden.
Foolography's Unleashed
Es gibt aber Alternativen und eine, die mir besonders attraktiv erscheint, bekam ich zum Test und ich habe sie mir behalten und gekauft – es ist das winzig kleine "Unleashed" von Foolography aus Wiesbaden. Zuerst, als ich den Set zum Testen bekam, dachte ich – wo ist das System, ich kann es im Paket nicht finden – dann sah ich das kleine schwarze "Schachterl" und in dem befand sind ein noch kleineres, kabelloses (!!) Ding, das einfach auf den Multipoleingang der DSLR aufgesteckt wird (es funktioniert zum Glück mit meiner Nikon DSLR, die schon etwas älter ist).
Dieses System enthält keinen GPS Receiver und Logger, der wird separat irgendwo in einer Tasche oder im Hosensack mitgetragen. Als GPS System hatte ich ein Holux m-241 bekommen – das sieht aus wie eine Kodak 35mm Filmkassette, nur ein wenig grösser. Und die Verbindung – keine Kabel, weil Bluetooth!
Wie funktioniert das gesamte System – nun, nachdem der kleine Unleashed an der Kamera angesteckt wurde und der Holux eingeschaltet worden ist, paart man die beiden Dinger – einfach und schnell, so wie man einen Ohrhörer an das Handy paart . Und dann geht es auch schon los. Photographiert man, so zeichnet die Kamera automatisch die Ortskoordinaten, die der Holux an das Unleashed sendet, auf und daheim kann man dann die zugeordneten Aufnahmen mit den Koordinaten zB im Adobe Lightroom identifizieren. Da der externe Holux m-241 auch ein unabhängig arbeitender Logger ist, kann man die gesamte Strecke in Google Earth ansehen und mit den entsprechenden Aufnahmen verbinden – einfacher geht es kaum mehr
.Es gibt schon ein paar Punkte, die es zu beachten gilt – die Ortskoordinaten werden ganz am Anfang einer Aufzeichnung nicht sofort aufgezeichnet, sondern mit einer Verzögerung von etwa 1-2 Minuten, die der Holux beim allerersten Mal einer Route braucht, um die Position zu bestimmen. Dann merkt er sich die Koordinaten und ist, wenn man außerhalb der Reichweite eines Satelliten war ( zB in einem Geschäft) in wenigen Sekunden wieder online. Auch sollte man die eingebaute kurze Antenne vertikal tragen, dann werden die Koordinaten genauer – habe ich ausprobiert, es macht einen wirklichen Unterschied. Und wie genau ist das Ganze – nun, ich habe absolut keine Erfahrung mit solchen Systemen gehabt und war der Meinung, das ginge auf einen oder zwei Meter genau – nun es geht nicht.
Ausprobiert in der Stadt ist die Genauigkeit etwa eine Gassenbreite, in freiem Gelände etwas besser, aber nicht auf ein oder zwei Meter genau, das ist vielleicht von so kleinen Systemen zu viel verlangt. Die angezeigte Genauigkeit hängt auch von der Einstellung der Ableseintervalle ab – denn wenn man nur alle 60 Sekunden oder etwa alle 500m markiert, so kann man nicht erwarten, dass die Positionen in der Zwischenzeit korrekt angegeben werden – sie werden einfach als gerade Verbindungslinien zwischen den einzelnen Ablesepositionen angenommen. Das ist bei weiten Touren absolut kein Problem, man muss eben die Intervalle nach den Örtlichkeiten und den Bedürfnissen einstellen und nicht mit einem einzigen Intervall arbeiten.Es macht Spaß, mit dem Unleashed zu photographieren und es hilft sehr, die Aufnahmen zuzuordnen.
Ich habe als Beispiel eine Reihe von Aufnahmen eines kleinen Flusses in einem Tal in Niederösterreich gemacht – die sehen sich alle sehr ähnlich aber mit dem Geotagging der Aufnahmen kann ich alle eindeutig zuordnen.Unleashed ist ein kleines digitales Zubehör, das viel Spaß macht und durchaus noch leistbar ist – für digitale Photographie sehr empfehlenswert und der externe GPS Receiver/Logger findet eine Anwendung für analoge Photographen, die viel Zeit und Mühe sparen kann.
Nun zu einigen Bilddokumenten – hier das Nikon GP-1 System
an einer D2Xs:
Man kann deutlich sehen, dass die Verbindung von GPS und Kamera etwas irritierend ist – zumindest nicht sehr bequem und auch manchmal im Weg.
Das Unleashed hingegen ist nicht nur so klein, dass man es fast übersieht, es blockiert zwar den gleichen Multipoleingang, aber hat kein störendes Kabel
:
Der kleine Anschluss an der Außenseite ist ein Anschluss für einen elektrischen Drahtauslöser (der wird im Unleashed Paket mitgeliefert). Dieser kleine Winzling sitzt sehr gut und fest in der Steckdose und kann nicht herausfallen – es ist sogar einiges an Anstrengungen notwendig, den wieder herauszunehmen. Die Stromversorgung kommt aus der Kamera (wie bei dem GP-1) und bei Nichtgebrauch der Kamera schaltet er sich ab, wenn man in dem Kameramenu die GPS Einstellung entsprechend gemacht hat, sobald sich auch die Belichtungsmessung abschaltet. Der Stromverbrauch ist absolut minimal und es ist mir nicht aufgefallen, dass die Batterie eine geringere Kapazität gehabt hätte, wenn das Unleashed angeschlossen war.
Hier nun einige Anwendungsbeispiele für Geotagging – mein täglicher Weg – erst zu Fuß, dann mit der U-Bahn (als gerade Verbindung der beiden letzten Positionen dargestellt):
Die Übersicht zeigt
die Route mit den Zeitmarken und der errechneten Geschwindigkeit
Die U-Bahn Station, aus der ich herauskam, ist mit dem Pfeil markiert
U-Bahn Station und
erste Positionsmarke – sehr schnell erhalten, aber nicht genau
Auch am weiteren Weg ist die Genauigkeit nicht beeindruckend – aber das System ist ja für eine grobe Aufzeichnung der Position vorgesehen und nicht eine exakte Dokumentation jedes Meters, den man zurückgelegt hat. Wie man gut sieht, ist das angezeigte Ende der Tour nicht richtig – kann sein, dass die folgende Positionsmarke nicht mehr aufgezeichnet wurde, da ich bereits im Gebäude war – vielleicht hilft da ein kürzeres Intervall der Positionsmarken. Der korrekte Weg ist von mir mit einer händisch eingefügten weißen Linie dargestellt.
Wegende
– automatisch und händisch im Vergleich (die weissen Linie ist der echte Weg)
Die Zuordnung von Aufnahmen, die mit einer GPS Marke versehen wurden, kann auf viele Arten erfolgen. Hier die Möglichkeit mit Map View von Google mit einem automatisch platzierten Bild – ziemlich genau in diesem Fall.
Eine andere Methode ist die Positionierung mit Microsoft Pro Photo Tools – die GPS Koordinaten sind auf der linken Seite zu sehen und im Map Browse Modus kann man den Ort der Aufnahme gut erkennen – auch hier recht gut sichtbar und ziemlich korrekt platziert.
Im freien Gelände ist die Genauigkeit des gesamten Systems, wie zu erwarten war, deutlich besser als in der Stadt in relativ engen Straßen und Gassen
Microsoft Pro Photo Tools mit
Map Browse
Die neueren Nikon Programme für den digitalen Workflow sind alle so ausgelegt, dass die GPS Daten in die Bildinformation einfließt – hier ein Beispiel für diese Umsetzung mit Nikon NX2
Nikon NX2 mit GPS
Daten (links) einer Aufnahme
Im Nikon Bridge 4 sieht man auch die GPS Daten mit der Aufnahme verknüpft - ein Beispiel ist hier zu sehen
Man kann natürlich auch die Aufnahmen, die mit einem Geotag versehen sind, direkt in Google Earth laden – dann
sieht die Verknüpfung von Aufnahme und Ort so aus – etwas verwirrend weil die
Aufnahme und der Aufnahmeort nicht identifizierbar überlagert werden, aber für
die Kennzeichnung einer größeren Route mit relativ wenigen Aufnahmen verwendbar.
Google Earth mit eingeblendeter Aufnahme unter GPS Datenverwendung
Ich verwende Geotagging von Aufnahmen als Hilfe für die nachträgliche Identifikation von dem Aufnahmeort, wenn mehrere oder viele Aufnahmen eines ähnlichen Sujets an verschiedenen Orten gemacht werden - dann ist es hilfreich und sinnvoll für mich, sonst eher nicht.
Sicher eine nette Möglichkeit, wenn man mehr reist und viel photographiert , aber es kann auch einfach zu viel werden – es ist immerhin ein weiterer Schritt im Verarbeitungsprozess, der gemacht werden will, wenn man etwas davon haben möchte.
Dieses kleine "Unleashed" System ist sicher keine Belastung und wenn man es braucht, so ist es sehr gut verwendbar und überaus sinnvoll – immer öfter und immer mit Freude und Spass beim Anwenden....Wenn es auch für Sie interessant sein sollte, hier der Link zu dem Hersteller und dessen Unleashed (das es zur Zeit nur für Nikon DSRL gibt): www.foolography.com