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Leica S2 – Die Aufnahmen im Vergleich
Es war mein Bestreben, die S2 und die Hasselblad H3D2/39 zur gleichen Zeit zu haben, nur leider war der Plan, den ich hatte, von zwei Änderungen betroffen – die S2 war nur etwas später verfügbar als geplant und die H3D2/39 war nicht so lange verfügbar, daß ich beide Kameras zur gleichen Zeit hatte. Aber ich konnte noch rechtzeitig eine Nikon D3x erhalten und so war es möglich, zumindest diese beiden Kameras parallel zu verwenden.
Warum eine Nikon D3x? Nun, wenn man die 24MPx der D3x mit dem Formatgewinn der S2 hochrechnet, so kommt man auf die gleiche Pixeldichte bei beiden Kameras. Weiters ist nach meiner persönlichen Meinung die D3x die zurzeit beste DSRL am Markt (vor allem wenn man die Kombination von Kamera und Objektiv betrachtet). Außerdem war es für mich interessant zu sehen, wie die Aufnahmequalitäten beider Kameras den enormen Preisunterschied reflektieren – die S2 ist ja etwa dreimal so teuer wie der D3x.
Die Innenaufnahmen der Mariahilfer Kirche waren die einzigen Aufnahmen, die ich mit allen drei Kameras vergleichbar machen konnte, denn ich konnte die H3D2 Aufnahmen vorher machen und dann mit gleichen Objektivwinkeleinstellungen die Aufnahmen mit den anderen beiden Kameras.
Wie erwähnt, zuerst die Innenaufnahmen im Vergleich – wie bereits im vorigen Teil geschrieben, habe ich alle Aufnahmen im jeweiligen Raw-Format gemacht und dann (H3D2) in Phocus2 bzw. (S2 und D3x) in Lightroom 2.6 entwickelt. Veränderungen nur soweit wie unbedingt notwendig um zB den Farbton, Helligkeit und Schärfe der Aufnahmen anzugleichen bzw. zu optimieren, denn die drei Kameras belichteten doch recht unterschiedlich trotz vergleichbaren Einstellungen.
Hier die Ergebnisse – zuerst die Gesamtaufnahme mit der S2 mit 2,5/70mm bei Blende 2,8:
S2 mit 2,5/70mm bei Blende 2,8
Zum Vergleich machte ich die gleiche Szene, einige Minuten später mit der H3D2 mit dem 4/35-90mm Zoom bei 75mm Brennweite und Blende 5,6 (ich habe zu dieser Zeit nur das Zoom gehabt und um den gleichen Bildausschnitt zu erhalten, auf 75mm eingestellt). Diese Blende deswegen, weil das H3Zoom keine 1:2,8 Lichtstärke hat, ich aber gleiche Blendenzahlen nehmen wollte.
Hier der Vergleich zwei Details beider Aufnahmen– in der Mitte sind beide Details ziemlich gleich – vielleicht das Detail der H3D2 einen Tick brillanter – das kann aber auch vom Schärfen her kommen-, am Rand aber zeigt sich, dass das H3D2 Zoom sichtbar schwächer ist als das asphärische 70mm S2 Objektiv – Asphären eliminieren die sphärischen Fehler – und das kann man sehr gut sehen. Richtig ist, dass diese Details wirklich sehr kleine Ausschnitte darstellen, aber es sind sichtbare Unterschiede und diese Runde geht an Leica. Hinsichtlich der Fileformate, deren Einlesen, Bearbeitung usw. habe ich bereits eingangs alles dargelegt und mich auch hier daran gehalten. Fairerweise möchte ich hier erwähnen, daß die zuständige Vertretung von Hasselblad mir nach Betrachten dieser Ausschnitte mitteilte, daß es sich bei diesem Objektiv wahrscheinlich um ein singuläres Problem eines recht viel gebrauchten Demoobjektivs handle und nicht den normalen Standard repräsentiere – ich würde, sobald verfügbar, ein neues Objektiv erhalten, mit dem ich dann diese Aufnahmen nochmals machen könne (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht erhalten).
Als Zugabe habe ich noch eine Nikon D3X mit dem neuen AF-S 1,4/50mmG mitgenommen um zu sehen, wie sich eine 24MPx High-End DSLR im Vergleich zu diesen beiden Kameras verhält und ich war ziemlich überrascht, als ich die Aufnahmen verglichen habe – aber sehen Sie selbst, die Ergebnisse sind hier – alle drei Kameras mit den gleichen Details unter vergleichbaren Bedingungen:
Auf diesem direkten Vergleich sieht man deutlich, dass das digital Mittelformat dem VF DSLR in der Bildmitte zumindest sichtbar überlegen ist. Am Rand, wo es keine feinsten Details gab, ist der Unterschied nicht oder kaum merkbar. Auf die Randschwäche der H3D2 Aufnahme habe ich im Text verwiesen. Die D3x schlägt sich sehr gut, kann aber hinsichtlich der feinsten Details nicht mehr mithalten – trotzdem ein sehr beachtenswertes Ergebnis.
Das doch recht erstaunlich schwache Ergebnis des Hasselblad am Bildrand, das kann man mit der Erklärung versehen, die ich vorher erwähnte, warum aber die H3D2 auch ein doch deutlich sichtbares Rauschen bei niedrigen ISO Zahlen (die Aufnahme wurde bei ISO 100 gemacht) hatte, dafür habe ich keine andere Erklärung, als daß die Demokamera doch schon recht viel gebraucht sein muß. Ich habe diesen offenbar sphärischen Aberrationsschweif nur am Bildrand gesehen, zur Mitte zu verschwindet er komplett. Jedenfalls - die Leica S2 hingegen war brandneu, so wie auch die Nikon D3X.
Wie man sieht – die Nikon D3x schlägt sich hervorragend – natürlich sieht man einen Unterschied in der Auflösung und in der „Definition“ des Bildes, aber es sind keine Welten von Unterschied.
Und als Zugabe – wie sieht Film (Mittelformat) aus? Der Film sollte doch eigentlich gegen die beiden "großen" Kameras nichts mehr zu bestellen haben – so verkünden es doch immer die Veröffentlichungen der Digitalkamerahersteller. Ich habe daher mit meiner Mamiya RZ 67 Pro-II und dem Sekor 4,5/75mmZ Shift Objektiv eine Reihe von Aufnahmen gemacht. Der Film war der Fuji Velvia mit 50 ISO, gescannt wurde der Ausschnitt dann auf einem Nikon ED8000 mit 4000dpi unter Verwendung des Planglasfilmhalters. Hier das Ergebnis, das recht gut zeigt, dass eine digitale Mittelformatkamera mit einem modernen 35+MPx Back dem Film bereits überlegen sein kann. Die feinen Details der Altarkrone gehen im Korn und durch die Dicke der Emulsion unter, wohingegen die nicht so feinen Details der Wand noch sehr gut wiedergegeben werden.
Eine nachfolgende Untersuchung der Dias unter einem Stereomikroskop (Nikon SMZ-U) hat diesen Umstand dann bestätigt –es sind nicht wesentlich mehr Details vorhanden, wenn auch die Aufnahme, die durch das Stereomikroskop gemacht wurde, doch noch weitere Details erkennen läßt. Leider habe ich keinen Trommelscanner zur Verfügung – wäre sicher interessant gewesen.
Mamiya RZ67 Pro II mit 4,5/75Z Shift und Fuji Provia 50 Blende 5,6
Detail aus der Filmaufnahme, mit einem Nikon SMZ-U vergrößert
Wie bereits eingangs erwähnt, hätte mich auch die Vignettierung, also der Lichtabfall gegen den Rand bei dem Weitwinkelobjektiv und der bei WW-Objektiven (wenn vorhanden) gute sichtbare Farbquerfehler interessiert, aber das 35mm Objektiv stand nicht zur Verfügung. Daher habe ich noch das APO 180mm der S2 mit dem H3D2 210mm Objektiv verglichen. Es ist mir klar, dass dieser Vergleich etwas unfair ist, da Leica eine Apo-Korrektion verwendet und das H3 Objektiv ein normaler gut korrigierter Achromat ist. Aber ein Objektiv für die Hasselblad sollte doch sehr gut sein – wir werden sehen. Hier vorerst die Gesamtaufnahme, aus deren mittleren Bereich die Details herausgenommen wurden – die Aufnahme wurde, wie zu erwarten, mit der S2 mit dem Apo 180mm Portrait-Tele gemacht.
S2 mit Apo 180mm, Blende 5,6
Und hier die Details aus dem oberen Bereich – links von der S2 und rechts von der H3D2 mit dem HC 4/210mm Objektiv
S2 und H3 im Vergleich der Portrait-Teleobjektive
Was ich meine ist, dass das Leica APO 180mm Objektiv etwas brillanter zeichnet – die reine Detailschärfe hingegen ist bei beiden Objektiven ziemlich identisch (leider kommen die feinen Details trotz der hohen Nachvergrösserung hier nicht wirklich heraus)- beide Aufnahmen wurden so gleich wie möglich optimiert, aber das S2 Objektiv ist etwas knackiger – das ist wahrscheinlich durch die apochromatische Korrektur gegeben. Durch den leicht höheren Kontrast wirkt aber auch das S2 Objektiv schärfer als das H3 HC210mm Objektiv.
Nach diesen vielen Diagrammen und Auswertungen ist es sicher interessant zu sehen, wie sich die Leica in Außenaufnahmen verhält – ich habe als Vergleich dazu die Nikon D3X ausgesucht, da diese Kamera sich in den vorhergehenden Vergleichen als eine positive Überraschung hinsichtlich der Bildqualität im Vergleich mit der S2 gezeigt hat. Es gab in der Zeit, in der ich die S2 hatte, einen einzigen recht schönen Tag und der wurde von mir genutzt – alle Aufnahmen entstanden im oder beim Vienna International Center. Die Ausrüstung war klar – die S2 mit dem 2,5/70mm und die Nikon D3X mit dem AF-S 1,4/50G, beide Kameras bei drei Blendeneinstellungen: 2,8 dann 4 und dann 8. Grundsätzlich habe ich, wie vorher, alle Aufnahmen im jeweiligen Raw-Format gemacht (also die Leica in DNG und die Nikon im NEF Format), dann in den Rawconverter geladen (Leica in ACR und Nikon in Capture NX2) und dann in Photoshop 4 importiert. Dort dann möglichst identisch optimiert (oder wenn unnötig, auch nicht) und die Crops als JPEG mit voller Auflösung gespeichert. Diese Crops wurden dann mit dem PS4 internen System für Webdarstellungen komprimiert.
Hier die erste Übersichtsaufnahme – aufgenommen mit der Nikon D3x mit dem AF-S 1,4/50G Objektiv bei Blende 4
D3X mit 1,4/50 bei Blende 4
Und hier die Detailausschnitte aus einem Bereich oberhalb der Mitte, links:
Links die D3X und Rechts die Leica S2
Bei einer 100% Ansicht am Monitor (kaum hier sichtbar) erscheint das Detail der Leica etwas besser definiert, eine etwas höhere Auflösung und ein etwas geringeres Rauschen – aber wirklich kein beeindruckender Unterschied zu erkennen.
Eine weitere Aufnahme (gleiche Optiken, gleiche Blenden) , die noch viel mehr Details zeigt, folgt hier:
Auch hier nahm ich wiederum einen kleinen Ausschnitt – in diesem Fall links von der Mitte, dort wo der vertikale rote Schriftzug der Strabag zu erkennen ist. Wieder beide Kameras bei Blende 4 mit den gleichen Objektiven wie vorher
Das gleiche Bild wie vorher – nur geringfügige Unterschiede, im linken Bild (D3X) ein etwas intensiveres Rauschen zu erkennen. Da die beiden Sensoren sehr unterschiedlich groß sind ist das Detail der Nikon etwas stärker nachvergrößert – im Originalcrop (gleicher Bildausschnitt) ist das Verhältnis so wie hier abgebildet:
Diese Gegenüberstellung zeigt – die Auflösung und damit die Bildqualität der beiden Kameras mag sicher sehr ähnlich sein, der größere Sensor der S2 (und der H3D2) hat aber Vorteile, die sich direkt auf die Bildqualität auswirken: Da der Sensor grösser ist, braucht man eine geringere "Nachvergrösserung" des digitalen Bildes um eine bestimmte Bildgröße bei einer gegebenen Druckauflösung zu erreichen. Ein Beispiel dazu – ich möchte einen Druck in der Größe 60x90cm bei 240dpi machen – dann muss ich für Aufnahmen mit der Nikon D3X eine stärkere Bildvergrößerung einstellen als für Aufnahmen mit der S2 oder der H3D2. Das wirkt sich dahingehend aus, dass die feinen Details aus der D3X zwar auch vergrößert werden, nur werden sie weniger bildrelevante Inhalte haben als die gleichen Details, die von der S2 (H3D2) kommen. Das war ja bereits auf den extremen Detailaufnahmen in der Mariahilfer Kirche (dem Altarbereich) zu sehen, hier aber noch ein sehr anschauliches Beispiel.
Vorerst die gesamte Szene zur Übersicht:
Aus der Mitte dann die zu vergleichenden Details:
Links D3X, rechts S2 – keine Bildoptimierung
Beide Aufnahmen wurden im ACR 5.4 auf 240dpi ohne irgendeine Optimierung entwickelt und dann in PS4 importiert. Dann beide Aufnahmen auf 60x90cm bei 240dpi gestellt und bei 200% dann der Ausschnitt mit einem SnippingTool direkt aus PS4 herausgeschnitten. Man erkennt jetzt eindeutig den Größenvorteil des Sensors der S2 (gleiches gilt natürlich für die H3D2). Wenn ich die Bilddaten ansehe, so ist der Unterschied evident: Die D3X beginnt mit einem Bild von 70MB bei 64x42,6cm@240dpi und die S2 bei einem Bild von 107MB und 79,5x52,8cm@240dpi.
Die relative Dichte beider Sensoren, also die MB pro Fläche ist praktisch identisch, aber das Ausgangsformat der S2 ist etwas grösser, daher brauche ich etwas weniger leere Nachvergrösserung und ein gegebenes großes Format zu erreichen. Solange aber die Pixeldichte bezogen auf gleiche Fläche nicht höher wird, ist der Vorteil der Mittelformatdigitalphotographie sehr limitiert und für viele Anwendungen kein entscheidender Vorteil. Erst wenn diese Pixeldichte höher wird – und das ist bei einem größeren Aufnahmeformat gut möglich, dann wird das digitale Mittelformat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den 24+Mpx DSLR Kameras bringen – dann wird die Bildqualität deutlich sichtbar besser sein. Das sollte bei der neuen H4 Serie von Hasselblad gegeben sein, da bereits bei 50MPx und darüber nicht nur das größere Aufnahmeformat, sondern auch die höhere Pixeldichte von entscheidendem Vorteil ist – vorausgesetzt, man hat auch die dazu passenden Objektive der entsprechenden Qualität, denn sonst sieht man auch die optischen Fehler und Grenzen der Objektive noch deutlicher.
Eine noch höhere Vergrößerung (400% in PS4) eines Details (in der Gesamtaufnahme durch einen kleinen roten Pfeil angedeutet) mit nachfolgender Nachvergrößerung beider Ausschnitte – daher eine Interpolation der Pixel durch Photoshop, zeigt den nur mehr sehr geringen Vorteil der S2 deutlich. Links der Screenshot der S2, rechts der von der D3X ohne Angleichung der unterschiedlichen Ausgangsformate. Es sei dem Leser überlassen, den Qualitätsunterschied zu bewerten
Es folgen zwei weitere Beispiele – auch wieder mit den beiden Kameras aufgenommen. Der gesamte Überblick auf die Neue Donau und die Hügel des Wienerwalds – im Hintergrund im rechten Bildteil das auf dem Leopoldsberg liegende Kloster – kaum zu erkennen. Und etwa in der Mitte ein Hochhaus, das auch für eine Detailvergrößerung verwendet wurde.
Leica S2 mit 2,5/70Asph bei Blende 8
Hier die beiden Vergleiche – die Aufnahme mit der D3x war mit dem AF-S 1,4/50G auch bei Blende 8 gemacht worden. Beide Aufnahmen wurden in PS4 geladen, dann farblich angeglichen und die Ausschnitte genommen und ohne weitere Bearbeitung zusammenmontiert.
Man kann bei diesen Ausschnitten deutlich die bessere Detailwiedergabe der S2 erkennen, wobei das Ergebnis der D3x sehr beachtlich gut ist. Der Ausschnitt ist aus einem Bereich nahe der Bildmitte genommen und war bei 200% gut ausschneidbar
Dieser Ausschnitt aus einer Gegend, etwa 4/5 zum horizontalen Bildrand hin, zeigt jetzt ganz deutlich die optischen Reserven des Mittelformats im Vergleich zum Kleinbild. Dieser Ausschnitt war nur bei 400% gut ausschneidbar
Es wird sicher interessant sein, diese Aufnahmen mit der neuen H4/40 zu machen und zu sehen, wie sie im Vergleich zur S2 dese Details darstellen kann. Ich erwarte mir von der H4/40 eine sichtbar bessere Detailwiedergabe, vorausgesetzt, die Optik kann es bringen.
Es gäbe noch sehr viele Aufnahmen und Auswertungen zu zeigen, aber diese würden nur das bisher Geschriebene erweitern und ergänzen. Die Photographie mit der S2 ist sehr angenehm – viele Eigenschaften sind sehr gut, zB der ganz weiche Verschluss, der hervorragende Sucher, das angenehme Handling und die fast puristische Art, digital zu arbeiten. Die Objektive, die ich testen konnte, waren sehr gut, die Bildqualität war auch sehr gut, der Preis – nun, die S2 ist eine Preisklasse für sich und es wird sich zeigen, ob der überschaubare Gewinn an Qualität den deutlichen Mehrpreis für die Anwender rechtfertigen kann.
Was mich bei der Leica S2 tief beeindruckte, war (wie bereits erwähnt) der hervorragende Sucher, das Gefühl und das Handling der Kamera, das ist wohl einzigartig ist. Ich habe es bei keiner anderen Marke in dieser Perfektion erlebt und es ist gepaart mit einer ausgezeichneten optischen Leistung, die auch ohne Softwarekorrekturen hervorragende Bildqualität liefert.
Wenn ich jemals einen Lotto-Sechser machen würde, ich wüßte, welche Kamera ich mir kaufen würde…..
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