Leica M (240)

 

Leica M gross

 

Das lange Warten hat sich für mich eindeutig gelohnt – ich habe sie in meinen Händen und sie fühlt sich wirklich gut an. Das ist natürlich eine sehr subjektive Feststellung, aber alle Feststellungen haben etwas an sich, was untrennbar mit der Person verbunden ist, die diese macht.
Es gibt für die Leica  M Daten – die kann man in den Fachbroschüren nachlesen – Sensortype, Anzahl der Megapixel, Aufnahmefarbräume, Dateiformate, Abmessungen, Gewicht… und noch vieles mehr – wozu also all das wiederholen? Wenn es von Interesse ist, dann kann diese Informationsflut direkt und einfach heruntergeladen werden.

Daher möchte ich meine persönlichen Eindrücke, Erlebnisse und Beobachtungen festhalten, die ich während der 10 Tage, in denen ich die Leica M haben durfte, gemacht habe.

Die Kamera selbst, also das „Gehäuse“ – alles Metall, festes, solides Metall – kein Plastik zu erfühlen, keine billige Massenfertigung „chinesischer“ Herkunft – einfach solid. Schlicht ist sie, keine unnützen Knöpfchen, Rädchen und dergleichen Firlefanz – einfach schlicht. Mein lang verstorbener Vater hätte es als „schlichter Prunk“ bezeichnet.


Eine Leica durch und durch – in der Tradition der M-Serie. Ich habe noch eine M2 (und eine M7), und die ist im Prinzip genauso aufgebaut und ausgelegt, wie die neue M. Das ist einfach angenehm. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit, die M9 ausführlich zu testen – die hat mir schon gefallen, auch wenn sie einige Detailfunktionen nicht hatte, die ich gerne verwende und daher nicht missen möchte – aber dazu noch später. Die M hat mich einfach begeistert.
Ich bin ein langjähriger SLR Anhänger, der immer wieder zu einer Messsucherkamera gegriffen hat um das „andere“ Fotografieren zu erleben. In einer SLR sieht man das Bild fast fertig – da gibt es kaum etwas zu denken – die Räumlichkeit ist weggenommen, man erkennt genau den Bereich der Schärfe und sieht das aufzunehmende Bild praktisch vor sich – das hat Vorteile, macht aber auch etwas bequem. Vor allem in Verbindung mit den immer mehr werdenden Automatiken und der Flut von Funktionen und Gimmicks, die bei den modernen DSLR Kameras eingebaut sind – auf den Punkt gebracht, das Denken ist fast überflüssig geworden.
Dieses fast überflüssig gewordene Denken ist es auch meiner Meinung nach einer der bedeutenden Gründe, warum die Fotografie durch die Digitaltechnik einen so immensen Aufschwung genommen hat – heutzutage kann praktisch jeder, der sich eine DSLR kauft, ziemlich „gute“ Aufnahmen machen – die Belichtung wird durch komplizierte Algorithmen optimiert, Der AF stellt scharf (glaubt man), es gibt Multi-Programm Automatiken und einen sofortigen Preview der gemachten Aufnahme – es kann also praktisch nichts mehr schief gehen. Dazu noch die Universalzooms – 10x, 15, 18x Zoombereich, also kein Herumschleppen verschiedener Objektive und kein Wechsel derselben. Man braucht sich gar nicht mehr aus dem Auto heraus bewegen, vom asphaltieren Weg trennen, denn das Zoom macht es möglich – der Bildausschnitt wird einfach gezoomt. Kein Nachdenken mehr, welche Brennweite günstig wäre, welche Perspektive sie erlaubt, wohin man gehen sollte, um etwas besser ins Bild zu setzen, nur einfach zoomen und drücken. Sicher wichtig und interessant für Reporter, die Hunderte von Aufnahmen in wenigen Minuten machen (müssen?) um den genau richtigen Moment zu erwischen – denjenigen, den sie der Redaktion verkaufen oder abliefern können – natürlich sofort, ohne Zeitverlust. Wir leben ja in einer Zeit der Schnelligkeit, der immer kürzer werdenden Zeitintervalle.

Hier ist die Leica M ein sehr angenehmer Mittelweg – sie bietet den Komfort der digitalen Aufnahmewelt, verlangt aber vom Benutzer das Einschalten des Gehirns. Das ist sehr zumindest für mich wohltuend.
Zurück zum „einfach schlichten“ Gehäuse – es ist alles zu finden, was notwendig erscheint (das ist ja auch eine der Stärken der Leica S), aber nichts, was nur ein Gimmick bzw. ein Schnickschnack ist. Über die Anordnung der einzelnen Funktionen kann man geteilter Meinung sein – da gibt es in der Cyberspace Gemeinde heftige Diskussionen, ob die ISO Taste irgendwo in der Mitte sinnvoll ist oder ob sie nicht besser wo anders liegen sollte, oder ob die PLAY Taste nicht besser ganz oben sein sollte usw. Nach kurzer Zeit habe ich mich an die Logik der Tasten gewöhnt – ganz oben LV (Echtzeitbild), darunter PLAY (Wiedergabe), dann darunter DELETE (Löschen). Wenn man den optionalen elektronischen Sucher aufsetzt, so macht es Sinn, die LV Taste ganz oben zu haben, die ist dann sehr schnell und blind griffbereit.


Hier die aktuelle Anordnung der verschiedenen Tasten – von oben nach unten Realbild LV, Wiedergabe PLAY, Löschen DELETE, ISO, Menu und die SET Taste


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Das Auffinden der elektronischen Wasserwaage – die ist im Menü eingebettet – das ist ein Drückespiel und bei der M wird leider nur entweder das Lifebild oder die Wasserwaage dargestellt – sie funktioniert ordentlich, aber eine Überlagerung zum Lifebild wäre mehr als sinnvoll - so wie es Nikon an der D800e (zum Beispiel) realisiert hat. Bei der D800e kann man durch Klicken von (info) im Lifebild die Wasserwaage dem Lifebild überlagern - einfach und schnell....Daher verstehe ich die Klagen mancher angloamerikanischen Tester, die das bemängeln – offenbar ist da etwas an Kommunikation zwischen Anwendern und Entwicklung verloren gegangen.


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Wasserwaage der Leica M

 

WaaserwaageNikon

Wasserwaage der Nikon D800e - direkt vom Lifebild abfotografiert

 

Ein weiterer Punkt, der für mich anfangs etwas unverständlich war, ist der Begriff „erweiterte“ Lichtmessung. Ich kenne aus den verschiedenen Menus anderer Hersteller Begriffe wie Integral-, Spot-, mittenbetonte Integral-, und Matrixmessungen, aber was bedeutet „erweitert“ in diesem Zusammenhang?
Die Auflösung liegt einige Klicks in einem anderen Menüpunkt, denn wenn man „SET“ drückt, kommt man in ein weiteres Menü, aus dem eine der Auswahlmöglichkeiten der Belichtungsmodus ist. Hier kann man dann zwischen drei Optionen – „SPOT“, „MITTENBETONT“ und „MEHRFELD“ wählen. Auf das muss man erst einmal kommen – es geht, aber es ist nicht sehr schnell – zumindest etwas gewöhnungsbedürftig.


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Das SET Menu

Was gibt es noch zu bemerken – ja, also die Objektividentifikation. Automatisch ist klar – alle Objektive mit der Schwarz-Weiß Kodierung werden automatisch erkannt, aber die vielen Objektive, die (noch) keine Kodierung haben, dafür gibt es die manuelle Einstellung. Die ist ja fein und funktioniert gut, nur bitte warum gibt es keine Speicherfunktion für z.B. 4 oder 5 Brennweiten, die man mit einem einzigen Menüklick aufrufen kann. Ich habe Objektive von 21 bis 90mm, von denen sind nicht alle kodiert – wäre es nicht schön, wenn man die Objektive einmal eingeben könnte und dann beim Wechsel einmal auf Menü klickt, dann sofort in der Objektivwahl ist und dann ohne die lange Liste durchzuscrollen, aus den eigenen Objektiven das richtige auswählen könnte? Auch ein Punkt für einen Firmwareupdate. Natürlich geht es auch so, es dauert nur eben etwas länger und ist etwas umständlicher, aber es ist nicht notwendig, dass es so ist – meine ich.

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Eine der durchzuscrollenden Listen für die manuelle Objektivvorwahl
(die Farbflecken des Displays sind durch die Aufnahme desselben mit der D800e entstanden – sie sind natürlich nicht am Display selbst zu finden!)

Ich habe keine besonders großen Hände, das Halten der Kamera ist etwas komplex – für meine M7 habe ich mir den Handgriff sofort dazu gekauft – damit geht es super, ich meine, das sollte man auch bei der M machen. Der kleine „Daumenhalter“, der die Bedienung des Einstellrades an der rechten oberen Rückseite ermöglicht, ist ein guter Ansatz, nur ist er zu klein um einen sicheren Halt der Kamera zu ermöglichen. Gerade in einer etwas hektischen Situation muss man so eine Kamera fest im Griff haben können – daher ein Griff und eine Schlaufe – die gibt, es nur muss man sie extra kaufen. Es gibt auch eine Reihe von Alternativen, die von anderen Herstellern kommen – es muss ja nicht immer Leica sein, wenn es um Zubehör geht.
Hier eine Aufnahme des Einstellrades und der Kreuzwippe mit der Info-Taste:


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Der elektronische Zusatzsucher
Damit bin ich bei einem weiteren, mich eher belustigenden Punkt angelangt – es ist der elektronische Zusatzsucher. Leica bietet diesen um 400 Euro an, der exakt baugleiche (und auch elektronisch gleiche) wird von Olympus um 219 Euro angeboten. Ich habe beide ausprobiert, sie sind wirklich gleich…ich habe den von Olympus gekauft und er funktioniert perfekt – alle Daten werden übertragen, alle Funktionen richtig dargestellt.
Bitte Leica, nennt mir einen glaubwürdigen und technisch fundierten Grund, warum der gleiche Sucher fast das Doppelte kostet – oder ist es der Unterschied der disponierten Stückzahl zwischen Olympus und Leica – der Sucher wird ja auch nicht von Olympus selbst hergestellt, denke ich. Da der Schriftzug Olympus auch nur sehr wenig sichtbar auf dem Sucher angebracht ist, fällt es wenig auf, dass da nicht Leica drauf steht – meine Ersparnis von fast 200 Euro erscheinen mir gerechtfertigt (außer man belehrt mich bei Leica, dass es zwingende Gründe gibt, den Leica Sucher zu verwenden, ich habe aber keine gefunden..)

Leica EVF


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Eine im Cyberspace auch intensiv diskutierte Funktion ist die einstellbare Verschlusszeit – mit dem schon klassisch anmutendem Zeiteinstellrad an der Oberseite kann man Zeiten von 1/4000 bis zu 8 Sekunden einstellen – dabei kann der Verschluss bis zu einer Minute belichten. Warum bitte nicht einen Menüpunkt „manuelle Langzeit“ machen, wo man dann in den wenigen Fällen, wo man lange Zeiten möchte, einfach die Zeiten jenseits der 8 Sekunden vorgeben kann? Auf dem Rad kann man keine weiteren Zeiten unterbringen, das macht keinen Sinn und geht sich nicht aus, aber in einem Menüpunkt geht das recht einfach.
Es gibt zwei kleine Knöpfchen am Gehäuse der M, die neue Funktionen verheißen – an der Oberseite rechts vom Auslöser ein silbernes Knöpfchen, bei dem „M“ steht – das ist der Knopf für die Aktivierung der Filmfunktion. Die ist nach meiner Meinung nach nicht notwendig. Filmen mit einer Leica M – nein danke, das sind eine andere Liga, eine andere Käuferschicht und eine andere Technik. Aber vielleicht nach einer dringenden Empfehlung vom Marketing bei Leica eingebaut…braucht man ja, um am Papier auch „Movie“ zu haben – ich jedenfalls brauche es nicht.


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Das zweite kleine Knöpfchen ist an der Vorderseite oberhalb der Objektiventriegelung – es ist die Feinfokusanzeigetaste. Damit wird im Lifeview ein ganz kleiner Bildausschnitt gezeigt und die roten Kontrastgrenzlinien zeigen in Überlagerung zum Bild die Ebene des Fokus an – das funktioniert ziemlich gut und ist bei langbrennweitigen und hochgeöffneten Objektiven wirklich sehr notwendig.


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Der Auslöser – wie immer rechts oben am Gehäuse – subjektiv gefühlt nicht ganz so weich und leise wie bei meiner M7, aber nach wie vor Leica-Sound. Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass er (danke!!) einen ganz normalen Drahtauslöseranschluss hat – keine klobigen elektrischen Auslöser, einfach der ganz normale, traditionelle Drahtauslöser – so schön und technologisch überschaubar.

Die große Backscreen der M ist sehr gut – Saphirglas, vergütet, groß und brillant. Einfach gut – eine sehr positive Verbesserung gegenüber der M9! Die Auflösung ist absolut ausreichend, die Farbwiedergabe ordentlich und der Helligkeitsumfang ausreichend – für mich alles OK.

Leica M Back

Ein kleines Fragezeichen habe ich allerdings, was den Bodendeckel betrifft – wie zu erwarten, typisch Leica im Stil – nur bitte, es gibt einen mit einer (nur einmal abnehmbaren) Kappe versehenen Schlitz genau dort, wo man nach Abnahme des Deckels die SD Karte einlegen kann – der Zugriff zur Karte ist nur nach Abnahme des Bodendeckels möglich, warum dann der zugemachte Schlitz? Oder soll irgendwann ein Austauschteil kommen um dem Schlitz eine Funktion zu geben?


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Es ist sicher richtig, dass man mit einer entsprechenden High-end SD Karte Hunderte von Aufnahmen machen kann, ohne die Karte zu wechseln – mit 32 oder 64GB sind wenig Grenzen gesetzt, aber eine aus Erfahrung formulierte Weisheit empfiehlt, keine zu großen Speicherkarten zu verwenden, denn wenn die Karte auf einmal den Geist aufgibt, dann sind bei einer kleineren Karte (zB 8GB) nur jene Aufnahmen u.U. verloren und nicht alle eines Ereignisses. Daher erscheint es nicht unwichtig, doch gelegentlich einfach und schnell zu diesem Speicherfach zu gelangen.
Manche Fotografen, die eine M getestet haben, hat es gestört, dass die Kamera nach dem Einschalten eine oder zwei Sekunden braucht, bis sie aufnahmebereit ist – für mich ist das kein Problem, denn die Batterie ist sehr gut – viel besser als bei der M9. Ich habe ein einem Zug etwa 260 DNG/JPEG Aufnahmen, teilweise mit Lifeview, gemacht und die Batterie war noch immer auf über 65 % Ladezustand – wirklich eine ordentliche Verbesserung gegenüber der M9.
Was mir allerdings aufgefallen ist – ich nehme an, das ist eine Eigenheit der Demokamera – zweimal in den 10 Tagen hat sich die Kamera elektronisch „aufgehängt“. Da half nur mehr das Abschalten und Einschalten – dann war alles wieder OK. Einmal nach einem Auslösen – da wurde das File nicht gespeichert und die Kamera blieb mit rot leuchtendem Speicherlicht hängen und das zweite Mal war es nach einem Objektivwechsel mit Umstellung auch manuelle Objektiverkennung. Sonst lief alles glatt. Ein weiteres, etwas merkwürdiges Ereignis war, als ich nach einer Belichtungsreihe die Kamera ausgeschalten hatte, dann wieder einschaltete und das Menu statt in Deutsch wieder wie ursprünglich eingestellt, in Englisch erschien. Es war kein Problem, das wieder zu ändern, es war nur etwas merkwürdig.
Ein anderes Thema: Filter – ein potentielles Problem bei der M9 (und natürlich auch der M7 und aller M Kameras) – die Wirkung dynamisch einzustellender Filter, also zB eines Polfilters, die ist nicht optimal zu beurteilen. Leica hatte vor einigen Jahren einen klappbaren Polfilter herausgebracht, der zwar funktioniert, mich aber eher an eine futuristische Schutzvorrichtung aus Raumschiff Enterprise erinnert.


Die M hat Lifeview – die Verwendung eines Polfilters ist daher jetzt besser möglich, da aber das Display und die Automatik die Helligkeit nach Aufsetzen des Polfilters nachregelt, ist die polarisierende Wirkung zwar erkennbar, aber nicht wirklich gut zu definieren. Das wird bei starken Weitwinkelobjektiven wichtig, denn die Polarisation geht dann nicht mehr gleichmäßig über das gesamte Bildfeld, sondern hat einen stärker abgedunkelten Mittenbereich (das hat physikalisch-optische Gründe) und diesen Mittenbereich möchte man gerne in die Bildmitte oder an einen spezifischen Bereich des Bildes setzen – und genau das geht aus dem erwähnten Grund nicht besonders gut.

Zum Thema Filter...man kann auch mit der Leica M in Schwarz-Weiss fotografieren – ein Menupunkt ermöglicht die Umstellung von Farbe auf SW – sowie als Option die Aktivierung elektronischer Kontrastfilter. Ich habe sie ausprobiert – der Effekt ist subtil (beim elektronische Rotfilter kaum eine Veränderung, nur eine etwas stärkere Konstrastierung) und deutlich weniger als ich es bei SW Film gewohnt war zu sehen.
Daher habe ich einfach Farbfilter vor das Objektiv gesetzt und mit der SW Einstellung ohne elektronischem Kontrastfilter fotografiert, sowohl als DNG als auch als JPEG – und erlebte einige Überraschungen. Gelbfilter – das JPEG Bild wurde etwas flauer als ohne Filter, Orangefilter – noch flauer, Rotfilter – unbrauchbare graue Suppe. Die DNGs zeigten erwartungsgemäß die jeweilige Farbe der Filter als Farbaufnahmen an.


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Links: Rotfilter vor dem Objektiv, Rechts: Rotfilter elektronisch gewählt
Die Einstellungen: SW statt Farbe im Menu gewählt, Blende 11, Belichtung automatisch, Summicron 2/35mm, ISO 200, Wetter: Schlecht

Auch IR habe ich schnell probiert – geht recht gut, die gewohnte Entfärbung der Blätter („Wood-Effekt“) ist gut erkennbar, die Verschlusszeiten erwartungsgemäß lang und ein Stativ ist zwingend notwendig.


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IR Filter vor dem Objektiv, Bel-Auto, SW als Ausgabe, sonst wie vorher


Wenn man Lifeview verwendet und nicht auf SW umstellt, so versucht die Elektronik, die starke Farbe der Filter durch eine Anpassung der Farbwiedergabe auszugleichen – was bei dichteren Filtern logischerweise nicht mehr gelingt – Lifeview zeigt eigenartige Farbstimmungen, vielleicht etwas für Experimente.

Ich habe diese Filterversuche auch mit der Nikon D800e gemacht - am nächsten Tag und die Ergebnisse sind wie ich sie mir vorgestellt hatte - ein Rotfilter vor dem Objektiv bei gewählter SW Wiedergabe des Files erzeugt ordentlich kontrastiertes Bild und IR funktioniert auch ordentlich. Der Lifeview ändert zumindest sichtbar nicht die Farbwiedergabe, wenn man ein Farbfilter davor gibt - es gibt also ein rotes LV Bild zu sehen. Hier zwei Aufnahmen, die mit der D800e gemacht wurden

‚D800eRotD8003IR

Links: Rotfilter vor dem Objektiv der D800e, Rechts: IR Filter vor dem Objektiv, SW als Ausgabe
Nikon D800e, AF-S 2,8/24-70, Bl 5,6, ISO 200, SW im Farbraummenu gewählt


Damit bin ich bei der Belichtung angelangt – die ist ordentlich und korrekt. Fast alle meiner Aufnahmen sind gut belichtet worden, die Belichtungsautomatik arbeitet fein. Ich verwende fast nur die erweiterte Belichtungsart, was immer da auch erweitert wird. Der dynamische Bereich des Sensors ist groß, die Farbwiedergabe gut. Eine dynamische Belichtungskorrektur ist möglich, nur muss man dabei zwei Tasten zugleich bedienen – die vordere kleine Taste, die auch zur Aktivierung der Feinfokuslinien verwendet wird und das Einstellrad. Es geht, ist aber nicht sehr bequem – die eine Taste gedrückt halten und zugleich das Einstellrad drehen – dann erscheint im Sucher eine Information über die angewandte Belichtungskorrektur in gewohnter +/- Art. Eine Option wäre es doch, die kleine Taste nur einmal zu drücken, ohne halten zu müssen und wenn man dann innerhalb einer bestimmten Zeit das Einstellrad bedient – vielleicht innerhalb von 2 Sekunden – dann ist die Belichtungskorrektur wie beschrieben aktiviert.


Einige der Objektive ergeben am Rand einen manchmal auffallenden Farbstich – zum Beispiel mein unkodierter Elmarit-M 2,8/21 (E60) ergibt einen leichten Magenta Farbstich am Rand, nicht besonders tragisch, aber sichtbar, wenn es kritische Objekte gibt. Bei starken WW Objektiven treffen die Randstrahlen unter einem sehr steilen Winkel auf den Sensor auf und das erzeugt zusammen mit der Korrektur des Objektivs, der Lage der Austrittspupille und dem Sensordesign diese Farbveränderungen. Daher kann man auch manche Objektive nur eingeschränkt oder auch gar nicht an digitalen Kameras verwenden. Mein 21er Elmarit geht noch recht gut zu verwenden, es ist nicht ideal, die Farbränder sind aber, wenn notwendig, kaschierbar.

Hier ein Beispiel, wo die erwähnten Farbverschiebungen am unteren Bildrand recht gut sichtbar sind und nicht kaschiert wurden:


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Elmarit 2,8/21 (E60), Blende 5,6 ISO 200


Wenn man an einem grauen Tag den Himmel aufnimmt, kann man diesen Farbstich sehen – hier ein horizontaler Schnitt durch den oberen Randbereich, aufgenommen mit dem Elmarit 2,8/21 (E60)


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Die Vignettierung wurde hier nicht korrigiert, die Belichtung auch nicht angepasst. Man kann am rechten Rand eine leichte Magentaverschiebung im Vergleich zum linken Rand erkennen.
Die Objektive (unterschiedlichen Alters und Vergütung) sind auch nicht alle farbgleich – das ist nichts Neues, ich wollte es nur erwähnen, das gibt es bei allen Herstellern. Die Verwendung älterer Objektive geht gut, das habe ich bereits bei der M9 gezeigt, mit zum Teil überraschend guten Bildqualitäten.
Zu Beginn zwei Aufnahmen – die erste wurde mit dem alten Summaron 2,8/35mm meiner M2 gemacht, die zweite mit dem Summicron 2/35 Asph, beide bei Blende 2,8 und mit einem 200% Ausschnitt aus dem oberen Mittenbereich. Am Rand hingegen ist das neue Objektiv dem alten, wie zu erwarten, deutlich sichtbar überlegen.


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Summaron 2,8/35 (2,8)

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Summicron 2,0/35 Asph (Blende 2,8)

Die nächsten Beispiele zeigen mein altes Summicron 2/50 von der M2 gegen das „neue“ Summicron 2/50 (6-bit), beide mit einem 200% Ausschnitt – die Unterschiede, vor allem im Bereich Kontrast und Feindetails sind erkennbar, aber alte Summicron schlägt sich dennoch sehr gut.


Macintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:D800e_M240_Vergleich:AlteObjektive:Summilux50:Bildschirmfoto 2013-08-26 um 09.44.13.pngMacintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:D800e_M240_Vergleich:AlteObjektive:Summilux50:Bildschirmfoto 2013-08-26 um 09.45.03.png
Links das alte Summicron 2/50 bei Blende 2 und rechts das 6-bit Summicron 2/50, auch Blende 2. Beide Details sind 200% Screenshots

Zuletzt habe ich noch das Elmarit 2,8/90 aus zwei unterschiedlichen Generationen verglichen – mein altes Objektiv der M2 und das an der M7 verwendete, schwarze Objektiv in der neueren Ausführung und mit einer besseren Vergütung. Diese Ausschnitte sind wiederum 100% Screenshots – die Mittenbereiche sind durchaus vergleichbar, der Unterschied der Bildqualität wird in den Randbereichen sichtbar – das alte Objektiv zeigt dort deutlich mehr Bildfehler (Astigm., sphär.Aberr..)

Macintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:D800e_M240_Vergleich:AlteObjektive:Elmarit90:Bildschirmfoto 2013-08-26 um 09.55.45.pngMacintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:D800e_M240_Vergleich:AlteObjektive:Elmarit90:Bildschirmfoto 2013-08-26 um 09.56.06.png
Links das alte 2,8/90 und rechts das „neuere“ 2,8/90 Elmarit, Blende 4, Details aus dem oberen Mittenbereich (100%)


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Rechter Randbereich – links das alte 2,8/90 und rechts das neuere 2,8/90 bei Blende 4, Details bei 100%

Ein anderes Thema – Blitzen – für mich nicht besonders von Interesse, da ich gerne mit dem verfügbaren Licht auskomme. Jedoch ist ein Blitz dann notwendig, wenn man aufhellen möchte. Mein SF 20 von der M7 geht auch noch, aber nur manuell. Mit dem SF 58, dem für die digitale M konzipierten Systemblitz, kann man viel, auch sehr gut aufhellen, er hat nur einen Nachteil – er ist sehr groß. Wem dieser Blitz zu groß ist, hat den SF 24D als kleinere Option – für gelegentliches Blitzen mit einem etwas geringeren Funktions- und Leistungsumfang.
Was macht mich so an der M interessiert? Sicher nicht der Preis, der ist steil. Sicher nicht der Name Leica, das ist mir „egal“, ich bin kein Fan berühmter Namen um damit angeben zu können (Ich habe auch nie eine Universaltasche gehabt, wo ein Herstellername draufstand). Mich interessiert Qualität und Konsistenz.
Die M kann ich auch mit allen meinen „alten“ Objektiven der M2verwenden, die M ist leise und unaufdringlich und sie ist leicht und klein konfigurierbar – man muss nur etwas nachdenken, was man brauchen könnte. Genau das ist der springende Punkt – ich bin in einer Alterklasse, wo ich nicht mehr bereit bin, einen Rucksack mit 15kg oder mehr Fotoausrüstung herum zu schleppen.
Für meine Art von Fotografie (ich habe früher mich mit einer LInhof Master Technika abgeschleppt) ist die Leica M eine gute Wahl – eine hervorragende Kamera mit ausgezeichneten Objektiven und der Gewissheit, dass alles, was Leica genannt, wird, auch noch ein vielen Jahren gewartet und repariert werden kann.
Die Leica M hat viel Lob verdient (und bereits vielen Ortes erhalten), aber wie sieht es mit der Realität eines (nicht ganz gerechten und anständigen) Vergleichs mit einer sehr hochstehenden DSLR aus – ich habe als Vergleichskamera die Nikon D800e gewählt, da ich sie bereits habe und verwende. Der Vergleich hinkt, wie praktisch alle Vergleiche, aber für mich ist er insofern von Interesse, da die D800e meine aktuelle Arbeitskamera ist.
Was mich aber langsam bei ihr zu stören beginnt, ist das Gewicht, die Größe und die Auffälligkeit, genauer gesagt, der relativ laute Auslöser. Ich habe es wieder gemerkt, als ich in einem Museum (erlaubt) fotografierte – die D800e ist eine Bild“maschine“, die ausgezeichnete Aufnahmen liefert.

Hinkende Vergleiche, aber dennoch sind es Vergleiche
Der erste Vergleichsversuch – ganz sicher hinkend und unfair, aber für mich von praktischem Interesse – gilt dem zu tragenden Gesamtgewicht meiner Ausrüstung. Ich möchte einen Brennweitenbereich von etwa 21/24 mm bis zur Portraitbrennweite abdecken können und die für mich wichtigsten Brennweiten mit Hauptaugenmerk auf Weitwinkel abdecken können. Für die M habe ich 21mm, 28mm, 35mm 50mm und 90mm genommen, für Nikon das 2,8/24-70er AF-S ED Zoom. Die Bereiche decken sich nicht richtig ab, aber das Ergebnis war interessant – die Leica M Ausrüstung mit den Objektiven war etwa 300g schwerer, 2000g Nikon gegen 2300g Leica. Nicht viel, aber ich war doch etwas erstaunt. Mit fixbrennweitigen Nikon Objektiven wäre der Vergleich wahrscheinlich umgekehrt herum ausgefallen...
Zweiter Vergleich – die Bildqualität bei Blende 2,8 und einer üblichen Brennweite im Weitwinkel, 35mm. Für Nikon habe ich mein erwähntes Zoom genommen, für Leica mein Summicron 2/35 Asph. Hier war es 1:0 für Leica – vor allem in den Bildrändern und Ecken ist das Leica Objektiv dem Nikon Zoom sichtbar überlegen. Es wird zwar immer wieder von verschiedenen Herstellern behauptet, die heutigen Zooms sind den Fixbrennweiten gleichwertig, ich bin aber nach wie vor anderer Meinung.
Der Vergleich, bei 200% Nachvergrößerung ist hier zu sehen – es ist die linke, obere Ecke des Bildfeldes:


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Bildqualität am Bildrand bei Blende 2,8: Leica M – D800e

Dritter Vergleich – das Bildrauschen bei hohen ISO Werten. Ich schleppe nicht gerne Systemblitze herum – der Nikon SB800 oder SB900 und der Leica SF56 sind sehr ähnlich in ihrer Größe und Gewicht und so verwende ich gerne höhere ISO Zahlen – oft so um 1600 oder 3200 herum. Nur das Rauschen, das soll nicht zu sehr stören. Daher habe ich bei gleicher Brennweite und bei gleicher Beleuchtung eine Aufnahmeserie gemacht und habe von ISO 100 bis ISO 6400 die beiden Kameras verglichen. Es stimmt, die D800e kann noch viel höher gehen, nur werden diese ISO Werte als nicht nativ bezeichnet, sie werden elektronisch gepusht. ISO 6400 ist auch bei der D800e das Ende der Fahnenstange der „normal“ einstellbaren Empfindlichkeit. Bei der D800e habe ich alle Verbesserungsmodi ausgeschaltet und im NEF Format fotografiert, bei der Leica M detto und in DNG aufgenommen. Diese Rawfiles sind, wie es mittlerweile sich ja herumgesprochen hat, keine wirklichen, komplett unbearbeiteten Rawfiles (obwohl es so in der Literatur geschrieben steht), denn sowohl Nikon als auch Leica machen eine ganze Menge Vorverarbeitung an den Files -  ich wollte einfach NEF gegen DNG vergleichen. Beide mit Adobe RGB als größtmöglichem Farbraum, das versteht sich ja von selbst.
Die Aufnahmen wurden in Lightroom 5 entwickelt und auf gleiche Ausschnittsgröße angepasst, dann in PS6 importiert und beschriftet. Das Ergebnis ist hier zu sehen:


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Vergleich des Rauschens bei ISO 6400 und ISO 3200 Leica M / Nikon D800e



Das Resultat war ein klares 1:0 für Leica – das Rauschen der Leica M ist sichtbar geringer als das der Nikon D800e bei gleichen ISO Werten. Der Grund ist sicher auch darin zu finden, dass die Nikon D800e eine deutlich kleinere Pixelgröße hat als die Leica M – die 36MPx der D800e haben eben einen Preis – und der ist auch ein stärkeres Rauschen bei höheren ISO Einstellungen. Die Rauschunterdrückung der Nikon arbeitet gut, nur werden je nach Stärke der Unterdrückung kleinste Details eliminiert bzw. integriert. Leica nimmt zur Rauschreduktion eine Blindaufnahme mit vergleichbarer Belichtungszeit bei quasi abgedecktem Sensor auf um dann das elektronische Bildrauschen vom eigentlichen Bild abzuziehen – clever.
Vierter Versuch – die Auflösung. Genauer gesagt, die Wiedergabe feinster Bilddetails – hier müsste doch die D800e die Nase weit vorne haben, denn die Leica M hat 24Mpx und die D800e 36MPx. Die Milchmädchenrechnung ist aber falsch, denn die „Auflösung“ steigt nicht linear mit dem Wert der Megapixel des Sensors, sondern wesentlich weniger und meist quasisynchron mit der aktiven Fläche der Pixel. In der Praxis zeigt sich daher wohl ein minimaler Vorteil der D800e im Informationsgehalt der Feinzeichnung bei Details, die Leica M steht der D800e aber nicht nach. Die optische Ausrüstung war bei Nikon das 2,8/24-70AF-S G ED und bei Leica das Summicron M 2,0/50 6-bit, beide Aufnahmen bei ISO 200 und Blende 4,0.
Die Aufnahmen (Matrixmessung) der Nikon sind dunkler als die der Leica, die Leica Aufnahmen erscheinen visuell ansprechender, der minimale Unterschied der Auflösung wird erst bei 300-400% sichtbar, wenn bei der M die Pixelstruktur stärker herauskommt als bei Nikon.
Was aufgefallen ist, ist, dass die Belichtungszeit der Leica bei gleicher Blende/ISO 1 Stufe länger ist als bei Nikon und dass der Bildinhalt trotz gleicher Brennweitenangaben (siehe Infokasten) recht unterschiedlich sind. 50mm stehen drauf, sind aber nicht 50mm bzw. ein Vollformatsensor ist eben nicht immer gleich groß? Auch wird die Farbtemperatur unterschiedlich angegeben – bei beiden Kameras war AUTO WB eingestellt...
Hier zwei Screenshots aus dem Rawkonverter von PS6 zu den erwähnten Eigenheiten:


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Screenshot – Nikon D800e


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Screenshot Leica M

 

Macintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:Bildschirmfoto 2013-08-27 um 09.57.57.png   tbd
Links: Nikon D800e, Rechts: Leica M - Vergleich der Auflösung bei ISO 100 – 200% Darstellung

Wie bereits erwähnt, ist der minimale Unterschied in der effektiven Auflösung (die visuelle Konstrastierung der Leica ist etwas höher) erst bei einer nicht mehr sinnvollen Nachvergrößerung bis fast auf Pixelniveau zu sehen – hier ein Beispiel aus dem vorigen Ausschnitt, diesmal aber bei 400%:


Macintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:Bildschirmfoto 2013-08-27 um 10.19.05.png   Macintosh HD:Users:gnnyman:Desktop:Bildschirmfoto 2013-08-27 um 10.19.29.png
Links 400% Detail Nikon D800e, Rechts: Leica M

Was man im Allgemeinen als Auflösung bezeichnet ist außerdem ein Sammelsurium verschiedener Kriterien, die zum Teil objektiv messbar sind, zum Teil aber auch das Resultat von subjektiven Präferenzen. Manche lieben es, wenn Grenzen von Details mit relativ hohem Kontrast wiedergegeben werden, andere wieder, wenn man noch möglichst feine Strukturen gerade noch erkennen kann. Mir persönlich geht es um den Informationsgehalt von Details – Kontrast, Kantenschärfe, Farbgrenzen – all das kann man mit entsprechenden Programmen optimieren, aber wo keine weitergehenden Informationen mehr in Details zu finden sind (weil sie wellenoptisch nicht mehr vorhanden sind), dann kann man auch nichts verbessern. Ganz sicher kein wirklich aussagestarker Test mit strenger physikalisch-optischer Relevanz, aber für mich eine Orientierungshilfe.

Etwas anderes hat mich auch interessiert – wie verhält sich die M im Vergleich zur D800e bei sehr langen Belichtungszeiten? Dazu habe ich in der Nacht ein Wohnzimmer mit Blick in die Küche aufgenommen – Belichtungszeit 30 Sekunden bei Blende 4 und ISO 100. Die Einstellung der Farbwiedergabe war auf automatisch eingestellt. Die Ergebnisse waren etwas überraschend – die Nikon D800e zeigte eine sehr warme, bräunliche Farbwiedergabe und eine deutliche Unterbelichtung der Szene, die M eine kühlere, die mehr dem visuellen Eindruck entsprach und eine wesentlich korrektere Belichtung. Die Belichtung der D800e musste um 2 Stufen korrigiert werden, die der M um 0,15 Stufen um bei einer Neutralfarbwiedergabe (Punktmessung auf dem neutralen Küchenkasterl) eine vergleichbare Wiedergabe zu erreichen. Hier die Ergebnisse in einigen Ausschnitten:


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Ich denke, es ist sicher möglich, die entsprechenden Einstellungen an der Farbbalance der D800e zu machen, um diesen Farbunterschied auszugleichen – ich wollte zeigen, wie eine Autobalance bei solchen Belichtungszeiten unterschiedliche Farbwiedergabe erzeugen kann. Ein ganz exakter Vergleich ist nicht möglich, da beide Kameras leicht unterschiedliche Einstellungsoptionen aufweisen.
Was mich jedoch verwundert hat, war der deutliche Belichtungsunterschied – die D800e war auf Matrixmessung, die M auf erweitere (Mehrfeld) Messung eingestellt. Der Unterschied in der Belichtung der (unbearbeiteten) Rawfiles ist aber beeindruckend.
Farbe und Farbwiedergabe


Mich hat es auch interessiert, zu sehen, wie sich an Hand des anspruchsvollen ColorCheckerSG die Farbwiedergabe präsentiert. Die Automatik des Weissabgleichs (AutoWB) habe ich verwendet, denn obwohl sie ein Kompromiss ist und zur genaueren Weisspunktbestimmung nach traditioneller Lehrmeinung eine Graukarte als Eichung verwendet werden soll, sind die Ergebnisse mit der Leica M sehr gut.


Die entsprechenden Aufnahmen wurden in DNG gemacht, im Rawkonverter von PS6 ohne weitere Veränderungen in TIF konvertiert und mit Hilfe des IE Analyzers 4.6.3 ausgewertet. Wie aus den bisher gemachten Aufnahmen zu hoffen war, ist das Ergebnis ausgezeichnet – mit Ausnahme einiger ausgefallenen Farben, die aber auf keiner Digitalkamera wirklich korrekt wiedergegeben werden (außer man optimiert die Farbwiedergabe genau auf jene Farben hin). Als Farbraum beider Kameras wurde Adobe RGB gewählt – der ist anspruchsvoller, weil umfangreicher als der übliche, kleinere sRGB Farbraum.
Hier also das Ergebnis in der Darstellung Delta E, also den Abweichungen des Gesamtfarbabstandes in der üblichen Jetcolor Wiedergabe – grün ist perfekt, je mehr die Flächen über gelb (noch gut), orange (schon erkennbarer) in rot (erkennbarer Farbunterschied) gehen, desto weiter sind die wiedergegebenen Farben von der Vorlage entfernt. Zum direkten Vergleich auch eine Auswertung einer Aufnahme mit der Nikon D800e.


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Delta E Darstellung des CC-SG mit der Leica M (Elmarit 2,8/90). Die neutralen, grauen Bereiche umranden die Darstellung und zeigen, dass die Belichtung (wenn auch nicht exakt gleichförmig) innerhalb des akzeptierbaren Bereichs lag.

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Die unter den gleichen optimierten Einstellungen aufgenommene Tafel mit der Nikon D800e – praktisch identisches Ergebnis (Summe Delta E 6,0 bei Nikon und 6,2 bei Leica)

Arbeitet man mit der manuellen Einstellung des Weissabgleiches durch Abgleich auf eine „standardisierte“ Graukarte, so sind einige Farben (unter gleichen Beleuchtungsbedingungen) etwas weniger gut wiedergebbar – eine "traditionelle" Graukarte ist offenbar doch nicht für alle Farben ideal. Hier das Ergebnis mit Graukartenabgleich für die Leica M (die D800e liefert ähnlich Ergebnisse)


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Leica M (Elmarit 2,8/90) Farbwiedergabe (Adobe RGB) mit vorgängigem Abgleich auf Graukarte


Zu erwähnen wäre noch, dass alle Farbdifferenzen und Farbabweichungen am „normalen“, kleinen (24-Felder) ColorChecker innerhalb des „Grünbereichs“ bleiben und daher nicht auffallen werden. Die 24 Felder des kleinen CC erstrecken sich nämlich im CC SG horizontal von E2 bis J2 und vertikal bis E5 bzw. J5.
Auf die kleineren Unterschiede zwischen den Objektivtypen Elmarit, Summicron, Summilux, Elmar etc. bin ich aus Zeitmangel nicht eingegangen. Wie bereits erwähnt, kann man bei kritischen Objekten und Beleuchtungen sehr kleine Farbtonunterschiede erkennen.

Wie sehe ich also die Leica M für mich persönlich? Kann sie mich überzeugen? Ja, sie kann. Es gibt einige kleine (subjektiv empfundene) Ungereimtheiten, die irgendwann vielleicht in einem oder mehreren Firmware Updates behoben werden könnten, es gibt ein paar Eigenheiten, aber in Summe stellt die Leica M für mich eine überaus attraktive digitale Systemkamera der obersten Qualitätsklasse dar.
Aus Zeit- und Dispositionsgründen war es mir nicht möglich, das eine oder andere R-Objektiv auf der Leica M auszuprobieren – Makro hätte mich interessiert, aber auch Telezooms, aber ich gehe davon aus, dass diese Ergänzungen gut funktionieren. Vielleicht werde ich sie eines Tages auch ausprobieren können...

Würde ich die M für mich kaufen wollen – ja, wahrscheinlich schon - ich denke darüber, ernsthaft... warum eigentlich? Meine aktuelle Kamera, eine D800e ist recht groß und schwer, laut und eine elektronische Bildmaschine. Sie ist super, eine tolle technische Maschine. Die Objektive sind wegen der eingebauten Elektronik für Blendensteuerung und Autofokus auch groß und schwer, auch die Objektive mit fester Brennweite. Anderseits kann ich eine hohe Lichtstärke zu einem Preis haben, wo ich bei Leica etwa 2-3 Stufen weniger Lichtstärke vorfinde – dafür aber viel kleiner und handlicher. Nehme ich die vergleichbaren Brennweiten also 21, 28, 35, 50 und 90mm um diesen Bereich mit Nikon ( Zeiss?) abzudecken, so lande ich bei einem Gewicht und einem Volumen, das deutlich über dem bei Leica liegt – nur eben mit AF und Blendenautomatik... ist es mir das wert? Ich habe heute noch keine Antwort darauf – vielleicht habe ich eine in einem Jahr!


Meine Leica M Zusammenstellung würde aus dem Gehäuse und dem Multifunktionshandgriff bestehen, denn ich möchte die Kamera sicher und fest halten können. Diejenigen Objektive, die noch nicht kodiert sind, werde ich zum kodieren senden und als Blitz werde ich mir vielleicht nur den SF 24 zulegen.
Warum schätze ich diese Kamera so sehr – sie ist wirklich gut, einfach sehr gut und ermöglicht es mir, einfach(er) und leichtgewichtig(er) optimiert zu fotografieren.  Sie ermöglicht mir eine Konzentration auf das, was für mich immer mehr „Fotografie“ bedeutet – die Auseinandersetzung mit einem Motiv mit dem Fokus auf das Wesentliche durch eine gezielte Reduktion der Technik auf das Notwendige. Was ich mir für mich selbst klar werden muss, ist eine Antwort auf die Frage zu finden, ob ich weniger Volumen einer handlicheren Ausrüstung gewichtiger werte als bequeme und automatische Fotografie mit einer schwereren und umfangreicheren Ausrüstung.

Auf Wunsch von Lesern habe ich auch noch ein paar Aufnahmen ( und Ausschnitte ) der Mariahilfer Kirche - ein von mir häufig verwendetes Sujet hier zu zeigen, die einen möglichst direkten Vergleich mit einigen meiner anderen Berichte ermöglichen. Die Ausrüstung - Leica M, Summicron M 1,4/35 asph, ISO 320, 1/30", Blende 1,7

Zuerst die gesamte Ansicht

Mahi9800

 

und hier zwei Ausschnitte aus dem Altarbereich bei 100%

Altar1

Altar2


Zum Schluss möchte ich noch einige der vielen Hundert Aufnahmen zeigen, die ich in den Tagen, in denen ich die Kamera ausprobieren durfte, gemacht habe – wie immer sind diese für die Wiedergabe auf einem Monitor und einem Browser stark komprimiert und daher zeigen sie auch keineswegs die feinen Details, die in den nicht aufbereiteten Files zu finden sind. Die meisten Aufnahmen sind perspektivisch korrigiert (PS6) und viele sind Ausschnitte aus Aufnahmen in unterschiedlichem Seitenverhältnis; alle Aufnahmen stammen von eine Reihe von Rundgängen in Wien.


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Hl. Antonius in der Mariahilfer Kirche (Summicron 2/50, 1/25“, f4, ISO 1600)

 

MahiMaria

Marienstatue im rechten Kirchenschiff (Elmarit 2,8/90, Bl.2,8, ISO 800, 1/30")

 


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Beim Ehrenmal der gefallenen Soldaten (Elmarit 2,8/21 1/750“, f5,6 ISO200)

 


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Das Geländer des Burggartens (Elmarit 2,8/90 1/350“ f5,6 ISO200)

 


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Im Burggarten (Elmarit 2,8/28 1/180“ f6,8 ISO200)

 


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Im Burggarten, Hofburg und Palmenhaus ( Elmarit 2,8/90 1/180“ f13 ISO 200)

 


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In der Griechischen Kirche  (Summilux 1,4/35asph 1/30“ f1,4 ISO320)

 


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Beim Griechenbeisl (Summilux 1,4/35asph 1/350“ f5,6 ISO 200)

 


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Beim Lieben Augustin (Summilux 1,4/35asph 1/1000“ f3,4 ISO200)

 


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An der Landstrasse (Elmarit 2,8/21 1/30“ f6,8 ISO200)

 


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Die Karlskirche (Elmarit 2,8/21 1/350“ f8,0 ISO200)

 


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Vor der Karlskirche (Summicron 2/35asph 1/350“ f5,6 ISO200)

 


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Am Graben (Elmarit 2,8/90 1/350“ f9,5 ISO200)

 


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Am Stephansplatz (Elmarit 2,8/90 1/350“ f9,5 ISO200)

 

Alle Aufnahmen sind durch (C) geschützt, die neutralen Produktaufnahmen sind von www.leica-camera.de, alle anderen Aufnahmen (C) des Autors

 

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