Retour zum Ersten Teil Hasselblad H4D
Diese Review ist für eine Auflösung von 1280x1024 pixel und größer gut geeignet, bei kleineren Bildschirmen kann eine Sequenzierung der gezeigten Aufnahmen eintreten!
Hasselblad H4 Testlabor Ergebnisse
Hier sind die ausgewählten Ergebnisse der Auswertungen der verschiedenen Testcharts zu finden
Was mich besonders interessierte, war die Frage, ob man einen Unterschied zwischen den beiden Modellen – dem 40MPx und dem 50MPx Modell an Hand der Testcharts (mit vernünftigem Aufwand) erkennen kann. Wo möglich, habe ich auch Vergleiche zu Filmauswertungen, die mit der H2 und den gleichen Optiken gemacht wurden und auch vorher gemachte Auswertungen von Aufnahmen mit der Leica S2 eingefügt.
Farbwiedergabe
Als erster Test war die Farbwiedergabe an der Reihe – hier die Ergebnisse des direkten Vergleichs mit der 24-teiligen Xrite Farbtesttafel:
H4D40 mit HC80mm, Adobe RGB Farbraum, WB auf Normgraukarte
H4D50, HC 80mm, Adobe RGB, WB auf Normgraukarte
Wie man sehen kann, ist der Farbabgleich auf die Graukarte bei der H4D50 eine Spur exakter umgesetzt worden, die Unterschiede sind aber sehr klein und beide Abstimmungen können im Vergleich zu den allermeisten CaNiSo DSLR Kameras als ausgezeichnet bezeichnet werden.
Bei der Verwendung des Colorchecker SG, der speziell für digitale Kameras entwickelt wurde, zeigten sich dann erwartungsgemäß diejenigen Farben mit einem deutlich messbaren Unterschied zu den theoretischen Sollwerten, die digitale Kameras praktisch nie auch nur annähernd genau wiedegeben können.
H4D40 Wiedergabe des Colorchecker SG
Die Farbdarstellung ist eine Jetcolor Falschfarbendarstellung – das bedeutet, je wärmer die Farben sind, desto größer ist deren Abweichung von den theoretischen Sollfarben. Blaue Felder stellen keinen oder einen nur sehr kleinen Farbunterschied dar, dunkle rote Felder einen gut sichtbaren und großen Unterschied von Soll- zu Istfarben.
H4D50 Wiedergabe des Colorchecker SG
Während der H4D40 mehr mit gewissen ganz dunklen Blautönen Probleme hat, hat die H4D50 bie gleicher Einstellung etwas mehr Probleme bei der Wiedergabe bestimmter Gelb-Grüntöne. Auch hier, das gesamte Ergebnis ist im Vergleich zu den erwähnten 24x36mm DSLR Kameras ausgezeichnet – es ist zu berücksichtigen, daß der evaluierte Farbraum der Adobe RGB Farbraum und nicht der kleinere (und bei vielen DSLR üblichere) sRGB Farbraum war!
Erwähnenswert ist auch die hervorragende Belichtungsmessung – beide Kameras sind gleichwertig ausgezeichnet und das kann man auch an den Ergebnissen sehen – etwa 0,15 Blendenstufen Belichtungsfehler, ein Wert der ohne manuellen Eingriff kaum sonst zu erhalten ist.
Im Vergleich zur Leica S2 sind diese Ergebnisse was die Belichtungsgenauigkeit betrifft etwa vergleichbar, die Leica S2 ist jedoch in der Farbwiedergabe unter gleichen Bedingungen etwas ungenauer – es ist nicht viel, aber der Unterschied ist meßbar und kann dargestellt werden.
Hier die Farbwiedergabe der Leica S2 mit dem 2,5/70mmAsph. Objektiv in der genau gleichen Anordnung gemessen und dargestellt wie bei der H4:
Die Leica S2 stellte sich in dieser Meßanordnung so dar, daß weniger Farben eine größere Farbabweichung als bei der H4D50 aufweisen, dafür aber mehr Farben eine kleine Farbabweichung haben – dadurch wird der Durchschnittswert etwas höher und durch den großen Ausreißer im Grünbereich ist die maximale Abweichung deutlich höher. Alles in Allem aber durchaus vergleichbar zu und mit den beiden Hasseblad Ergebnissen.
Farbquerfehler (Laterale chromatische Aberration LCA)
Ein weiterer Aspekt ist die der Farbquerfehler, der sich bei den Aufnahmen überwiegend als Farbsaum um dunkle Details herum zeigt. Er wird in dieser Messung natürlich für die Kombination von Objektiv (HC80mm) und Kamera bestimmt – daher machte es viel Sinn, für beide Kameras das gleiche und auch das selbe Objektiv zu verwenden. Es hat sich gezeigt, dass beide Kameras ähnliche Werte liefern, die graphisch dargestellt eine kleine axiale Asymmetrie der LCA zeigen, wenn man aber die absoluten Werte (an der Skala unten rechts) in Pixelshift sieht, überaus gering sind und von einer ausgezeichneten Korrektur der Optik zeugen.
Links in der Darstellung (mit dem Programm DXO Image Analyzer) das Ergebnis bei Blende 2,8 für die H4D40, rechts bei gleicher, offener Blende für die H4D50. In dieser Darstellung sieht man die LCA in Bezug auf das Bildfeld – ein komplett symmetrisches Objektiv würde auch eine symmetrische Darstellung der LCA erzeugen und wenn diese Null wäre, so wäre das gesamte Bildfeld in dieser Darstellung einheitlich blau. Je wärmer die Farbe, desto größer die LCA, wobei der maximale Wert in Pixel (rechts unten im Diagramm) unbedingt zu beachten ist.
LCA für H4D40 (HC80mm) links, LCA für H4D50(HC80mm) rechts
Wie man sieht, ist die LCA (Laterale chromatische Aberration) bei der H4D50 noch etwas geringer als bei der H4D40 – beide Werte sind um Faktoren kleiner als die, die man oft bei DSLR Kombinationen anderer Hersteller findet.
Diese LCA ändert sich mit der Blende, daher macht es Sinn, diese Veränderung aufzuzeigen. Hier das gleiche Paar von Screenshots der gleichen Kombinationen bei Blende 8,0:
Links H4D40, Rechts H4D50
Wie man gut sehen kann, ist der Farbquerfehler noch kleiner geworden und bei der H4D50 praktisch nicht mehr existent – ein LCA von 0,20Pixel am Bildrand ist nicht mehr sichtbar. Daher macht auch die bleibende leichte Asymmetrie der optischen Achse in Bezug auf das Bildfeld nichts aus – die Fehler sind so gering, dass sie auf Aufnahmen nicht sichtbar sind.
Wenn man die Auswertungen von Aufnahmen mit der Leica S2 und dem Standardobjektiv 2,5/70mm Asph. als Vergleich dazu nimmt, so kann man sehen, daß die Objektivqualität von Leica auch ohne der Softwarekorrektur bereits in der gleichen Qualitätsklasse liegt, ja noch ein Stück besser ist als Hasselblad mit der Phocus Korrektur. Hier eine Auswertung des Farbquerfehlers aus der vorher gemachten Leica S2 Untersuchung. Zu beachten wieder der Maßstab der Farbskala – der Pixelshift ist kleiner als bei Hasselblad
Links: Farbquerfehler Leica S2 mit 2,5/70mmAsph Blende 2,5, Rechts: Gleich aber Blende 8,0
Auflösungsvermögen und Kontrastwiedergabe
Bleibt noch das Auflösungsvermögen und die damit verbundene Kontrastwiedergabe – die MTF (Modulationstransferfunktion) der beiden Kameras.
Ist die H4D50 sichtbar, also messbar, besser oder nicht? Auf den Aufnahmen sieht es so aus, dass die H4D50 etwas besser ist, aber kann man das auch gut messen? Rein rechnerisch sollte der Unterschied sehr gering sein, denn der größere Sensor mit der größeren Anzahl aktiver Pixel belegt auch eine größere Fläche – also ist der Flächenbedeckungsfaktor annähernd gleich, aber in Summe macht es doch einen Unterschied.
Die ersten beiden Darstellungen zeigen die MTF Kurven für
die Bildmitte bei offener Blende – interessant ist die Tatsache, dass beide
Kameras bei offener Blende im Blaukanal einen relativ schnellen und steilen
Abfall der Kontrastübertragung aufweisen, wohingegen der rote und der grüne
Kanal einen wesentlich flacheren Abfall zeigen. Das bedeutet, dass gegen den
Rand hin die Kontrastwiedergabe für den blauen Kanal im Vergleich zu den beiden
anderen Kanälen deutlich geringer ist. Für alle Kanäle gilt jedoch, dass
horizontale und vertikale Kontrastübertragung fast ident sind (geringer
Astigmatismus der Farben) – das ist positiv.
H4D40 mit HC80mm Blende 2,8
H4D50 mit HC80mm Blende 2,8
Im Vergleich dazu stellen sich die MTF Diagramme, die man bei Hasselblad findet, etwas modester dar – den Unterschied kann ich mir nur so erklären, daß das eine Objektiv, das ich im Demoset verwendet hatte, nicht gerade das Beste der Serie ist. Das ist überhaupt eine notwendige Feststellung – alle Messungen basieren auf der Verwendung eines einzigen Objektivs und nicht auf einer Serienmessung – daher sind alle Meßergebnisse zwar gute Indikatoren für das, was man kauft, aber nicht unbedingt für die Qualität, die man unter Umständen erzielen kann. Wie es ja bei allen Serienproduktionen normal ist, gibt es eine gewisse Bandbreite der Qualität, trotz aller QA Tests und Prüfungen. Hier also die MTF Kurven aus der Hasselblad Literatur für das HC 2,8/80mm Objektiv:
Die beiden Darstellungen sind nicht direkt vergleichbar, aber wenn man mit der Interpretation von MTF Kurven etwas vertraut ist, so kann man erkennen, daß auch in der offiziellen Darstellung das Objektiv bei offener Blende etwas einbricht, aber nicht so stark und nicht so nahe an der Bildmitte, wie ich es gemessen habe. Um etwas besser vergleichen zu können, wurde das Objektiv nochmals durch das Programm Imatest ausgewertet und die Darstellung etwas verändert.
Imatest Auswertung des HC 80mm bei Blende 2,8
In dieser Darstellung erkennt man den gleichen durchhängenden Gang der Kontrastübertragung für den Blaukanal (untere linke Darstellung), die recht gut mit der von DXO übereinstimmt. Wenn man die Kantendarstellung ansieht, so kann man sehen, daß die Wiedergabe der Kante Weiß-Schwarz für Blau sehr schlecht ist und weit von der Wiedergabe durch die beiden anderen Farben Rot und Grün abweicht.
Jedenfalls eines steht fest – das HC 80mm, das ich testen konnte, ist kein besonders hervorragendes Objektiv, zumindest nicht bei offener Blende. Diese Stellungnahme ist auch nicht neu, man findet sie auch in den Blogs der Hasselblad User immer wieder.
Hier hat Hasselblad Handlungsbedarf, noch dazu weil es ja auch anders geht – das „alte“ CFi 3,5/100mm hat hervorragende Werte, auch schon bei offener Blende, wie man hier sehen kann:
Die Wiedergabequalität ist meistens bei offener Blende nicht
optimal, daher war es wichtig, zu sehen, wie sich diese Kurven beim Abblenden
verändern würden. Die zwei folgenden
Darstellungen sind bei Arbeitsblende 8 gemacht worden und zeigen ein weitaus
homogeneres Bild:
H4D40 mit HC80mm Blende 8
H4D50 mit HC80mm, Blende 8
Diese beiden Diagramme entsprechen mehr den Erwartungen, obwohl jetzt die vertikalen und horizontalen Kontrastkurven auseinandergehen.
Alle Aufnahmen wurden natürlich in Phocus 2.01 eingeladen und ohne weitere Optimierung als RGB TIFF Datei abgespeichert und dann im DXO Image Analyzer ausgewertet.
Wichtig ist es, bei allen solchen Auswertungen die absoluten Werte anzugeben – diese sind in einer anderen Klasse als alle 24x36 DSLR Kameras – die Grenzauflösung (MTF10%) ist deutlich jenseits der Werte angesiedelt, die man bei Spitzenkameras der KB Klasse finden kann. Hier die entsprechenden Screenshots der numerischen Werte beider Auswertungen:
Detailinformationen für die H4D40 mit HC80mm Blende2,8
Detailinformationen für die H4D50 mit HC80mm Blende 2,8
Erwartungsgemäß fallen die Kontrastübertragungswerte gegen den Rand hin bei offener Blende stark ab, bleiben aber immer noch weiter über den erzielbaren Mittenwerten der meisten DSLR Kameras. Die Mittenauflösung variiert unter den Kanälen stark, vor allem Blau hebt sich als sehr schwach ab und erreicht am Rand Werte, die einfach schlecht sind und sich auch von den anderen beiden Kanälen sehr stark unterscheidet. Beide Kameras verhalten sich praktisch identisch, es ist also kaum ein Verhalten einer einzelnen Kamera sondern offenbar im System gelegen.
Wenn man auf Blende 5,6 und weiter abblendet, so werden die Werte durchaus normal und ergeben einen Sinn – es sieht so aus, als ob die Optik bei offener Blende nur bedingt gut ist – gute Mittenwiedergabe und ziemlich schlechte Randqualität. Da ich fast alle Aufnahmen mit Blende 6,3 oder 8 oder 11 gemacht hatte (die grosse Helligkeit der Szenen und die Limitierung der kürzesten Verschlussgeschwindigkeit auf 1/800sec machten das nötig, ist mir an den Aufnahmen die schlechte Randqualität nicht aufgefallen.
Hier wäre eine weitere Nachforschung der Ursachen angebracht, es kann nicht Sinn dieses Kamerasystems sein, dass der blaue Kanal bei offener Blende eine so geringe Übertragungsqualität hat. Ich werde versuchen, zu dieser Fragestellung weitere Informationen zu erhalten und diese dann zu kommentieren.
Von großem Interesse für viele könnte es sein, zu sehen, wie die Leica S2 mit dem Normalobjektiv, dem Asph 2,5/70mm bei offener Blende die MTF Messung erlebt. Es war für mich eine Bestätigung meiner Vermutung, daß Leica bei der Optik eine bessere Qualität zeigen würde. Die Kurven sprechen für sich und sind beeindruckend gut. Es ist nicht zu vergessen, die Kurven wurden bei Blende 2,5 aufgenommen und wiederum im DXO Image Analyzer ausgewertet.
Für eine offene Blende eine fast perfekte Kurve –man beachte auch die harmonische Übereinstimmung aller drei Farbkanäle, das ist sehr beeindruckend. Hier nochmals die LCA als Kurve dargestellt – wieder bei Blende 2,5 in der Bildmitte
Die optische Leistung dieses Objektivs ist damit dem HC 80mm deutlich überlegen, das kann man bereits aus diesen wenigen Meßdaten eindeutig herauslesen. Die errechnete MTF50 ist ebenso viel höher, was daher die Auflösung bei der Leica begrenzt ist nicht die Optik sondern der Sensor. Wäre sicher interessant, diese Optik auf der H4D50 zu montieren und dann zu vermessen…
Falls es von Interesse ist, auch die MTF Kurven für die drei Grundfarben des Kodak Ektar 100 Films zu kennen - hier ist die Darstellung aus der Kodak Literatur entnommen. Man kann erkennen, dass der Film sehr gut ist, aber bei etwa 50lpm vor allem im Rot an seine Grenzen kommt:
Dynamikumfang
Ein interessanter Aspekt ist der dynamische Bereich, den eine DSLR reproduzieren kann. In der hier gezeigten Darstellung ist der gesamte Dynamikbereich in Blendenstufen dargestellt, den die H4D50 erfassen kann. Man sieht deutlich, dass der Gesamtbereich etwa 14 Blendenstufen ausmacht, wobei der lineare Bereich logischerweise viel kleiner ist. Wenn man diesen Dynamikbereich der H4 mit den Topmodellen der KB Klasse vergleicht, so ist der H4 Bereich mindestens eine, wenn nicht zwei Blendenstufen grösser.
Dynamischer Gesamtbereich in Blendenstufen der H4D50 (Imatest dynamic range)
Die Vignettierung, der Lichtabfall zum Rand hin, der bei offender Blende am meisten auffällt, ist eine vor allem bei Weitwinkelobjektiven unangenehme Eigenschaft optischer Elements. Das HC80mm ist in dieser Beziehung sehr gut ausgelegt und hat nur einen sehr geringen Lichtabfall zum Rand hin aufgewiesen. Da Phocus auch dies korrigiert, habe ich die Vignettierung der Optik mit der H2 bei offener Blende auf Ektar aufgenommen und gemessen. Hier das Ergebnis:
Lichtabfall bei offener Blende 2,8 des HC80mm
Wenn man versucht, die gleiche Messung mit der H4D50 zu machen, so bekommt man das Ergebnis, dass keine Vignettierung vorliegt, da die Phocussoftware diese automatisch entfernt.
Und wie sieht die Leica S2 aus - aus den vergangenen Aufnahmen habe ich eine mit offener Blende 2,5 genommen und im DXO Image Analyzer ausgewertet - der Maximalwert liegt etwa gleich, also etwa 80% Intensität am Rand des Bildfeldes, eine kleine Spur besser als das HC80mm Objektiv der Hasselblad
Vignettierung des Summicron 2,5/70mm der Leica S2 bei Blende 2,5
Blur
Ein weiterer Indikator für die Abbildungsqualität ist der „Blur“ – das ist die Unschärfe (die „Verwaschung“ oder auch „Soften“ von gut definierten Objektgrenzen in Abhängigkeit vom Bildort. Man kann es mit einer Art Weichzeichnerfilter vergleichen, den die Kamera auf Grund von nicht perfekter optischer Abbildung und elektronischer Signalverarbeitung macht.
Es tritt wieder ein ähnlicher Effekt auf wie vorher – bei Blende 2,8 ist der Blur über das Bildfeld gesehen sehr unterschiedlich und wird zum Rand hin sehr stark (zum Rand hin werden die Bilddetails also weicher als in der Mitte), bei Blende 5,6 ist die Qualität bereits durchaus in Ordnung und die Bilddarstellung homogen.
Hier die entsprechenden Darstellungen aus dem DXO Analyzer. Zum Verständnis der Abbildungen – eine ideale Kamera-Objektivkombination ist über das gesamte Bildfeld gleichmäßig eben – der Blur wäre in diesem Fall und dieser Darstellungsweise eine Ebene, deren numerische Werte sehr klein und nahe bei 0 angesiedelt wären. Je geringer die absoluten Werte und je geringer die Schwankungen im Bildfeld, desto besser und homogener die Bildqualität hinsichtlich des Blur.
Blur der H4D50 mit HC80mm bei Blende 2,8 im blauen Kanal
Blur der H4D50 mit HC 80mm bei Blende 5,6 im blauen Kanal
Der Unterschied zwischen den beiden Darstellungen ist evident – Abblenden von 2,8 auf 5,6 verbessert die Wiedergabequalität signifikant. Die Werte bei Blende 2,8 sind nur mittelmäßig, die Werte bei Blende 5,6 sind gut. Ich habe aus Zeitgründen nur das HC 80mm Objektiv diesem Test unterziehen können und auch nur ein einziges Objektiv gehabt – es wäre sicher interessant gewesen, zumindest mehrere gleichartige Objektive direkt miteinander zu vergleichen.
Interessant ist hier wieder der direkte Vergleich mit der Leica S2 – auch in dieser Messung ist die S2 mit dem Normalobjektiv, dem asphärischen 2,5/70mm Summicron sichtbar ausgeglichener und besser als die H4 – die Phocussoftware korrigiert fast alle dieser Fehler weitgehend aus, aber wenn man die Optik mit der Kamera ohne der Software nimmt, so ist die S2 bei offener Blende vor allem harmonischer und homogener in der Bildqualität als die H4. Zur direkten Vergleichbarkeit habe ich hier wieder den Blaukanal genommen – bei der S2 sind alle drei Kanäle ziemlich identisch in der Darstellung:
Blur im Blaukanal Leica S2 mit Asph 2,5/70mm bei Blende 2,5
Was bedeuten diese verschiedenen gemessenen Werte für die Praxis? Sieht man die Auswirkungen bei den entsprechenden Aufnahmen oder sind alle diese Werte nur technische Daten, die zwar für den Optiker interessant sind, für einen Photographen aber ohne Bedeutung?
Nehmen wir die Blende 2,8 beim 80mm HC Objektiv – es kommt darauf an, was aufgenommen wird – wenn man den Augenmerk auf ein Objekt mit zentraler Konzentration legt (zum Beispiel das Portrait einer Person), so ist die Abbildungsleistung gegen den Rand des Bildfeldes hin von geringer Bedeutung – darum sind auch hochgeöffnete Objektive nur in der Mitte wirklich gut und werden gegen den Rand hin „schlecht“. Will man aber mit maximaler Öffnung, zum Beispiel um eine kürzere Belichtungszeit zu erhalten und eine niedrige ISO Einstellung zu haben, ein Objekt aufnehmen, dass bis am Bildrand hin bildwichtige Details beinhaltet, so wird man die abnehmende Bildleistung sicher sehen können. Ein mögliches Beispiel wäre die Aufnahme einer Gruppe von Personen – die am Rand stehenden Personen würden sichtbar weicher und unschärfer abgebildet werden als die in der Mitte befindlichen Personen.
Verzeichnung und Einfluß der Phocus Software
Da
Phocus viele der Restfehler der Objektive fast komplett korrigiert, war es
interessant, zu sehen, wie die Objektive sich auf der H2, also mit Film
verhalten. In dieser Kombination zählt praktisch nur mehr das Objektiv allein,
da der Film selbst keine korrigierende Funktion in Bezug auf Restfehler der
Optik hat. Hier eine kleine Auswahl der
Ergebnisse – beginnend mit der Verzeichnung des HC80mm. Wie erwähnt, ist die
messbare Verzeichnung in der digitalen Version praktisch Null, genau gesagt
etwa 0,02Prozent. Mit dem gleichen Objektiv aber mit Film, also ohne die
Phocussoftware ergibt sich eine Verzeichnung von nicht ganz 1 Prozent, wie die
hier gezeigte Darstellung der Messung mit dem DXO Image Analyzer zeigt. Diese
Verzeichnung ist bei kritischen Objekten bereits schwach sichtbar –ein gutes
Beispiel, wie Phocus die Bilddarstellung optimiert
Verzeichnungskurve des HC
80mm bei Auswertung auf Film (H2/Ektar 100)
Im direkten Vergleich dazu mit dem gleichen/selben Objektiv auf der H4D50 (weil deren Sensor größer ist als der der H4D40) ist die Verzeichnung im Phocus Programm praktisch eliminiert worden:
Verzeichnung des HC80mm nach Entwicklung in Phocus 2.01
Im direkten Vergleich zu diesem Objektiv liegt die Verzeichnung für das asphärische Summicron 2,5/70mm der Leica S2 etwas höher, das Objektiv, das ich zum Test hatte, wies etwa 1,4% Verzeichnung auf. Hier das Ergebnis, auf gleiche Weise im DXO Image Analyzer errechnet und als Graphik dargestellt. Wie bei allen diesen Darstellungen ist die horizontale Achse die Position im Bildfeld, ausgehend von der Mitte (0) bis zu den Ecken (100) und die vertikale Achse stellt die Verzeichnung in Prozent dar - positive Werte entsprechen kissenförmiger Verzeichnung und negative Werte einer tonnenförmigen Verzeichnung.
Verzeichnung des Summicron 2,5/70mm bei Blende 2,5 auf der Leica S2
Was bei dieser Kurve auffällt ist die kleine Streubreite der gemessenen Werte und der überaus harmonische Gang der Kurve im Vergleich zu den Ergebnissen, die ich mit dem HC 2,8/80mm auf der H4 erhalten habe. Das deutet für mich auch auf ein harmonischeres und ausgewogeneres Objektiv hin, als es das Hasseblad Objektiv war.
Als Ergänzung dazu ein anderes System, die Pentax 645NII mit dem 2,8/75mm - es wird ja bald eine digitale Variante der 645NII erhältlich werden, die noch dazu sehr preiswert werden soll - also hat es mich interessiert, wie dieses Normalobjektiv (auf Ektar) aussieht - sehr gut - nicht einmal 1% tonnenförmige Verzeichnung, das war etwas überraschend für mich.
Verzeichnung des SMC-Pentax 2,8/75mm (Pentax 645NII) bei Blende 2,8
Chromatische Queraberration (Farbquerfehler, LCA) und Phocus Software
Die chromatische Queraberration (Farbquerfehler) wird auch im Phocus Programm erfolgreich minimiert. Dazu ein weiteres Beispiel, wieder mit dem gleichen Objektiv, dem HC 80mm, vorerst die Darstellung der LCA bei Blende 5,6 auf Ektar Film mit der H2:
LCA des HC80mm Blende 5,6 auf Ektar
Und hier dann nochmals die gleiche Darstellung bei einer Auswertung durch den DXO Image Analyzer wenn man die H4D50 und das Phocus Programm verwendet – ein deutlicher Unterschied, denn die LCA wurde etwa halbiert!
LCA des HC80mm nach Entwicklung in Phocus
Auch die Verteilung und der Gang der Aberration wurde mit Phocus stark verändert, das zeigen die folgenden zwei Darstellungen – wieder zuerst die auf Ektar mit der H2 aufgenommene Auswertung bei Blende 5,6:
LCA des HC80mm ohne Phocus
Der Farbquerfehler des HC80mm bei Blende 5,6 auf Ektar bei Aufnahme mit der H2 – die Bandbreite und der Gang des Farbfehlers über das Bildfeld von der Mitte bis zum Rand wobei die maximalen Werte von etwa +0,55 für Blau und -0,5 für Rot zu beachten sind.
Unterschiedlich dazu die Darstellung des gleichen Objektivs bei Verwendung auf der H4D50 und dem Phocus Programm – hier werden nicht nur der Gang für beide Farben ziemlich linearisiert, sondern auch die Maximalwerte auf unter +0,2 für Blau und unter -0,15 für Rot begrenzt – und der Unterschied ist eine deutliche Verbesserung der Abbildungsleistung!
LCA des HC80mm nach Entwicklung in Phocus
Zusammenfassung
Es gibt noch viele weitere Kurven und Auswertungen, die gezeigt werden könnten, was ist nun das Resumé aller Messungen und Berechnungen durch die verschiedenen Programme?
Die Hasselblad H4 ist eine hervorragende digitale Mittelformatkamera, die extrem scharfe, brillante Aufnahmen liefert. Manche Objektive scheinen nur durch die Phocus Software den hohen Erwartungen zu entsprechen, andere wiederum sind bereits an sich gut. Die praktisch zwingende Einbindung von Phocus in den Arbeitsprozess ist ein gangbarer Weg, denn es wird ja immer darauf hingewiesen, daß die Kombination von Kamera-Objektiv-Software erst die fertigen und zu beurteilenden Bilder macht, nicht nur eine der Komponenten allein.
Soweit ich es in der doch relativ limitierten Zeit feststellen konnte, entsprechen die von Hasselblad veröffentlichten Werte im Grossen und Ganzen der Realität, wenn auch vielleicht für deren interne Messungen ausgesucht gute Objektive verwendet wurden.
Wenn ich die Ergebnisse, die ich mit den H4 Kameras erhalten habe mit denen von der Leica S2 vergleiche, so komme ich für mich zu der Schlußfolgerung, daß die optische Qualität der Leica (bezogen auf die von mir getesteten Objektive) homogener und besser ist als die der H4. Der generell gültige Unterschied ist der, daß die Leica S2 keine spezielle Software braucht bzw. verwendet um die Bilddaten zu optimieren, wohingegen die H4 die Phocus Software braucht um zu optimalen Ergebnissen zu gelangen.
Die Kombination von Optik-Kamera und Software liefert für die H4, vorallem für die H4D50 eine Bildqualität, die meiner Meinung nach diejenige der Leica S2 übertrifft - Voraussetzung ist allerdings, dass man sehr grosse Drucke bei maximal möglicher Druckauflösung macht, sehr stark nachvergrössert und viel Wert auf allerkleinste Details legt.
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